Freitag, 22. Oktober 2021

Die Minderheit der Ungeimpften

Die aktuellen Daten aus Großbritannien zeigen, dass mittlerweile weit mehr als die Hälfte der Covid-positiven Patienten im Krankenhaus mindestens zweimal geimpft sind. Rechnet man das Risiko jedoch auf die Grundgesamtheit der jeweiligen Gruppe um, so ergibt sich eine deutliche Risiko-Reduktion durch die Impfung. In den Medien wird dieses Argument laufend wiederholt. Doch stimmt es auch tatsächlich?

Gestern hat die "UK Health Security Agency" den neuen "COVID-19 vaccine surveillance report" veröffentlicht. Ich habe die Angaben zu den Hospitalisierungen nach Impfstatus und Altersgruppe in einer Graphik dargestellt. Es handelt sich hier um die konkrete Anzahl der Patienten.



Gleich daneben in der Tabelle (Siehe Table 3 des Reports) wird die Anzahl der Fälle pro 100.000 angegeben. Ich habe auch das graphisch nochmal eigens dargestellt:


Und hier sieht es wieder so aus, dass Geimpfte ein deutlich niedrigeres Risiko einer Hospitalisierung haben. 

Sehen wir uns das am Beispiel der Altersgruppe 80+ genauer an: 8,6% der hospitalisierten Patienten sind hier ungeimpft. Das entspricht laut den Autoren des Reports einer Rate von 106 pro 100.000 Ungeimpften. Bei den Geimpften liegt die Rate hingegen nur bei 53 pro 100.000 Geimpften. Und daraus schließen Behörden, Politik und Presse, dass die Impfung super wirksam ist und Hospitalisierungen bzw. schwere Krankheitsverläufe vermeidet. 

Anteil der Zweifach-Geimpften nach Altersgruppen in UK


Ab der Altersgruppe 70+ sind in Großbritannien mehr als 90% der Bevölkerung vollständig geimpft, in der Altersgruppe 80+ sind es sogar fast 95%. Ungeimpfte sind demnach eine kleine Minderheit, die nur einen Anteil von 5-10% in dieser Altersgruppe ausmachen. 

Doch handelt es sich dabei um Menschen, die sich bewusst gegen die Impfung entscheiden und von der Presse regelmäßig als "böswillige ungeimpfte Querdenker" denunziert werden? Oder geben andere Gründe den Ausschlag, nicht zur Impfung zu gehen?

Sicherlich ist ein gewisser Anteil von Menschen darunter, die sich bewusst gegen die Covid-Impfung entschieden hat. Doch genauso finden sich in dieser Gruppe überproportional viele Menschen, die aus anderen Gründen nicht geimpft sind. Manche stehen z.B. bereits am Lebensende und sind zu schwach, um die Belastung durch die Impfung zu überstehen. Sie werden oftmals - auch über behördliche Anweisung - nicht mehr geimpft. Andere sind intellektuell beeinträchtigt oder dement. Obdachlose, Drogenkranke und Alkoholiker sind in dieser Gruppe ebenso überproportional vertreten, wie Personen aus Migrantenkreisen, die für das Gesundheitssystem generell schwerer erreichbar sind. 

Sozial benachteiligte Personengruppen haben - wie wir aus vielen Covid-Untersuchungen wissen, ein deutlich höheres Infektions- und Erkrankungsrisiko: z.B. weil sie häufiger übergewichtig und chronisch krank sind, weil sie sich ungesünder ernähren, weil sie auf engerem Raum zusammen leben, etc... 

Die gesunden Geimpften

In der Medizinliteratur nennt man dieses Phänomen den "Healthy Vaccinee"-Effekt. Bekannt wurde er vor allem durch Studien, welche die Influenza-Impfung als extrem wirksam dargestellt haben. Da zeigten sich manchmal vollständig unrealistische Effekte. z.B. dass die Impfung das Sterberisiko um 70% und mehr reduziert. Dass die Impfung sogar gegen Treppensturz, Knochenbrüche und Demenz wirkt. 

Bis dann kritische Mediziner diese Studien genauer analysierten und einen gemeinsamen systematischen Fehler fanden. Viele dieser Studien sind in Altersheimen und ähnlichen Einrichtungen durchgeführt worden. Die Studienautoren nahmen jene Personen, die zur Grippe-Impfung kamen in ihre Studiengruppe auf. Jene Bewohner, die nicht zum Impftermin erschienen, fungierten als Kontrollgruppe. 

Bei einer genaueren Untersuchung stellte sich jedoch heraus, dass sich in der Kontrollgruppe überproportional oft Menschen fanden, die zu krank waren, um überhaupt zum Impfarzt zu gehen. Personen, deren Gesundheit so fragil war, dass sie auch ein höheres Sturz- und Knochenbruch-Risiko - und insgesamt ein deutlich höheres Sterberisiko hatten. 

Wenn man diesen Effekt nicht beachtet, so kann die Gesamt-Aussage der Studie vollständig verfälscht und damit ungültig werden. 

Insofern misstraue ich den in den Tabellen – ohne zusätzliche Angaben – dargestellten Fallzahlen unter geimpften vs. ungeimpften Personen. Speziell wenn es um das Risiko schwerer Krankheiten oder Todesfälle geht, so braucht es dringend nähere gesundheitsbezogene Angaben, um aus den Daten valide Schlüsse zu ziehen.

Die Realität habe ich oben in der ersten Tabelle graphisch dargestellt: Das ist es, was wir konkret sehen, wenn wir die Belegung eines Krankenhauses in Großbritannien und wahrscheinlich auch bei uns nach geimpft vs. ungeimpft sortieren. 

Das in der zweiten Tabelle dargestellte Erkrankungsrisiko nach Impfstatus mag  zwar mathematisch korrekt sein – um das jedoch zu einer Entscheidungsgrundlage für politische Maßnahmen oder Konsequenzen zu machen, müsste man erst genauere Studien unternehmen, wie sich die Gruppe der Ungeimpften tatsächlich zusammen setzt und in ihren sozio-demographischen Merkmalen von den Geimpften unterscheidet. Speziell in der höheren Altersgruppe, wo die Ungeimpften eine derart kleine Minderheit darstellen.


Höheres Infektionsrisiko 

Wie würden wir einen Masern-Impfstoff bewerten, bei dem sich die Geimpften häufiger mit Masern infizieren als die Ungeimpften?
Gerade ist der aktuelle Überwachungsbericht zu den COVID-19-Impfstoffen in Großbritannien erschienen (siehe "Table 2 auf Seite 13). Und ich weiß schon, dass es heißt, die Impfstoffe schützen nicht so gut vor Infektion - sondern eher vor schwerer Erkrankung. 
Doch dass sie so schlecht vor Infektion schützen ist schon bemerkenswert.



Der Bericht zeigt, dass ab einem Alter von 30 Jahren die vollständig geimpften Personen ein deutlich höheres Infektionsrisiko haben, als Ungeimpfte.
Wie ist so etwas möglich?

Laut Bericht liegt der Astra-Zeneca Impfstoff Vaxzevria in der Wirksamkeit um 15% hinter jener von Comirnaty von Pfizer/BioNTech. Allein kann Vaxzevria jedoch auch nicht Schuld sein, weil etwa die Hälfte der geimpften Briten andere Präparate erhalten haben - zumeist Comirnaty.

Aus D und Ö sind mir solche Erhebungen nicht bekannt. Da verstecken sich die Behörden hinter der Definition der "Impfdurchbrüche", wo nur Personen als "vollständig geimpft" gewertet werden, die nach einem PCR-Test zu einem willkürlich gewählten Zeitpunkt ungenau definierte Covid-Symptome zeigen. Und weil diese Vorgangsweise mehr mit Trickbetrug als mit Wissenschaft zu tun hat, sind auch die auf dieser Basis getroffenen Aussagen vollkommen unbrauchbar. 

Man kann also davon ausgehen, dass die Situation bei uns nicht wesentlich anders ist, wie in Großbritannien:
Von Geimpften geht ein höheres Infektionsrisiko aus als von Ungeimpften. 
Und damit ergibt sich die Frage, mit welchem Recht Geimpfte im gesellschaftlichen Leben gegenüber Ungeimpften oder Genesenen bevorzugt werden.


PS: Wenn Ihnen dieser Blog interessant und wichtig erscheint, würde ich mich über einen kleinen Beitrag zu meiner Arbeit sehr freuen.




Bert Ehgartner steht auch für Vorträge, Filmvorführungen, etc. zur Verfügung. 
Nähere Informationen finden Sie auf dieser Seite


3 Kommentare:

  1. Ganz richtig; und selbst bei den jungen Menschen ist das so. Ich möchte gar nicht bezweifeln, dass bei den jüngeren Altersklassen die Impfung insgesamt besser wirkt, aber diese Menschen haben ja ohnehin schon eine sehr sehr geringe Chance, per Infektion ins Krankenhaus zu kommen. Da erwischt es also primär die, die trotz Jugend schon Vorerkrankungen haben, und die man daher oft ebenfalls nicht impfen kann. Es ist mitnichten so, dass jeder ungeimpfte Jugendliche irgendwann "dran kommt". Mit CoV-2 vielleicht, aber nicht mit dem Krankenhausaufenthalt.

    Wir sehen hier verzerrte Zahlen, wie so oft ist die Kontrollgruppe/Baseline nicht richtig, und führt zusammen mit methodischer Unschärfe ("methodological bias") zu einer falschen Schlussfolgerung.

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  2. Tagesschau.de von 25.10.2021:
    "Bislang würden in Deutschland auch die Menschen geschützt, die "sich aus freien Stücken gegen einen Impfschutz entschieden haben", so Sager weiter. Das habe zwar seine Berechtigung, jedoch müsse ab einem gewissen Punkt "die Frage erlaubt sein, wie lange die Gesellschaft das so mittragen kann"."

    Wieso nochmal??

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  3. Und bei all den Diskussionen werden die Langzeitauswirkungen, seitens kodierender und nicht-kodierender Gene komplett ausgeklammert, wissentlich und/oder unwissentlich:

    https://guidovobig.com/2021/10/26/wehe-wenn-gene-ihr-schweigen-brechen/

    Ach ja, ganz vergessen, es gibt bei Impfungen und erst recht bei der neuen Form der ''Impfung'' gar keine Langzeitauswirkungen bzw. -nebenwirkungen.

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