Dienstag, 7. November 2023

Klimawandel aus der Zwergenperspektive

Dass der Klimawandel vom Menschen gemacht ist - und nur vom Menschen -  gilt als eines der Dogmen der Gegenwart. Dabei spielen chemische Phänomene im Innenleben der Sonne, sowie Schwankungen der Neigung der Erdachse zur Umlaufbahn um die Sonne, eine mindestens ebenso wichtige Rolle. Klimawandel gab es bereits, bevor wir hier entscheidend mitmischen konnten - auch in der jüngeren Vergangenheit. 

Eine eindrucksvolle Animation der ETH Zürich zeigt den Vorstoß und Rückzug der Alpen-Gletscher während der letzten Eiszeit, beginnend in der Zeit vor 120.000 Jahren bis in die Gegenwart. 
Vor 120.000 Jahren war es annähernd so warm wie heute. Dann folgten 100.000 Jahre Eiszeit, bei der Südbayern und fast ganz Österreich von Eis bedeckt war. Vor rund 15.000 Jahren wurde es rasch wärmer, Mitteleuropa wurde weitgehend eisfrei, die Gletscher starben wie die Fliegen - und jetzt erst dehnte sich die Adria allmählich bis zum heutigen Venedig aus. Seit rund 10.000 Jahren geht es nun einigermaßen gleichmäßig dahin - zumindest in Bezug auf die vorherigen massiven Temperatur-Einbrüche und Anstiege.

 

Durch Klick die Klima-Animation starten. 

Zwischen oberem und unterem Bild liegen 20.000 Jahre


Im Makro-Bereich – wenn wir uns in Übergröße Details dieser jahrtausendelangen Entwicklung ansehen – sind diese Langzeit-Veränderungen nicht wahrnehmbar. Da wir allerdings eher so eine Makro-Lebenszeit haben, fallen uns die kleineren Schwankungen überdeutlich auf. Wir fokussieren sozusagen auf die Sekunde - während diese Animation die Jahrtausende abbildet.

100 Jahre Kälte

Der bekannte Vorarlberger 'Zahlenfreak' Oliver Lerch zeigte kürzlich etwas recht Interessantes:
Er konzentrierte sich - anhand der Daten der Hohen Warte in Wien - auf die jüngste Vergangenheit, die uns Lebenszeit-technisch allerdings auch schon recht lang vorkommt: Dort werden seit 1775 – also 248 Jahre lang – die täglichen Temperaturen notiert.
Lerch wollte wissen, wieviele Tage mit Temperaturen über 30 Grad es im Lauf der Jahre gegeben hat. Und hier zeigte sich, dass es auch im Zeitraum von 248 Jahren ähnlich massive Schwankungen gab wie davor im großen Eiszeit-Maßstab.
Und diese zeigen sogar denselben Trend:
  • Seit ca. 40 Jahren gibt es einen starken Temperaturanstieg
  • Davor war es von 1880 bis 1980 rund 100 Jahre lang ziemlich kalt mit nur wenigen Hitzetagen pro Jahr
  • In den Jahrzehnten davor war es temperaturtechnisch jedoch ähnlich heiß wie heute

Oliver Lerch schreibt dazu:
"Wenn es um Tage mit mehr als 30 Grad in Wien geht, dann sehen wir eindeutig, dass es von ca. 1880 bis 1980 deutlich weniger waren als davor und danach.
DASS es in den letzten 40 bis 50 Jahren immer mehr wurden, steht außer Zweifel. Interessanter ist wohl das WARUM dazu – ich kann es nicht erklären und überlasse das gerne Fachleuten.
Was mich interessiert: Was war der Grund dafür vor 200 Jahren? Derselbe wie heutzutage kann es nicht sein, genauso wie dann die lange Phase mit deutlich kühleren Temperaturen dazwischen schwer zu erklären ist."

Das ist in der Tat eine hoch interessante Frage.

Mensch oder Sonne - wer hat mehr Einfluss?

Menschen hielten sich immer für den Angelpunkt der Welt. Und ja, wir haben uns die Erde untertan gemacht - mit allen möglichen schädlichen Konsequenzen, die auch das Klima betreffen. Wir befinden uns jedoch trotzdem in der absoluten Zwergenperspektive. Und wenn die Sonne einen kleinen Hundert-Jahr-Schnaufer macht - so hat das wohl um einige Potenzen mehr Auswirkungen auf unsere Durchschnitts-Temperatur als Verkehr- und Industrie-Emissionen oder die Abgase der Massenhaltungs-Tiere.

Dass es höchste Zeit und unbedingt notwendig ist, diese schädlichen Emissionen zu reduzieren, steht für mich außer Frage. Die Energiewende ist aus vielerlei Gründen ein sinnvolles und erstrebenswertes Ziel - genauso wie die Wieder-Einbindung der Landwirtschaft in eine nachhaltig ökologische Ausrichtung. Das hat jedoch in erster Linie mit den erstrebenswerten Zielen einer für alle Menschen guten Lebensqualität, sowie mit Natur- und Umweltschutz zu tun. Wenn es zu den Klimazielen beiträgt, so ist das sicherlich ein Mehrwert. Ob wir das entscheidend beeinflussen können, ist jedoch ungewiss.


Das Geschäft mit dem Klimawandel

Die Absolutheit und Verbitterung, mit der die Klima-Diskussion geführt wird, entstammt dem seit einigen Jahren obligaten Schwarz-Weiß Denken, bei dem keine Graustufen mehr mitgedacht und Zweifler sofort mit Ausschluss bedroht werden.
Ich spreche hier durchaus nicht einem Laissez-faire in der Klimafrage das Wort, sondern warne vor Absolutismus und der Gefahr einer weiteren Spaltung der Bevölkerung.
Auffällig ist zudem, dass dieses Thema medial viele Jahre auf niedrigstem Niveau dahin getümpelt ist. Noch vor zehn Jahren wurde ich zu einem Workshop in Island eingeladen, bei dem eine Gruppe von Klimaexperten verzweifelt um Aufmerksamkeit für diese Thematik warb und beklagte, dass die Medien davon nichts wissen wollen. Seit wenigen Jahren ist das ins absolute Gegenteil gekippt.
Die politische und mediale Gleichschaltung erfolgte erst, seit wichtige globale Player das phänomenale kommerzielle Potenzial des Klimawandels erkannten und die Großkonzerne – vom Offshore-Windpark über die E-Autos bis zum veganen Ersatz-Schnitzel – omnipräsent ihre Dienste anbieten.

Dass es in Richtung einer grünen Energiewende geht, ist grundsätzlich positiv. Allerdings braucht es noch immer den Zweifel - es braucht den Diskurs, es braucht objektive Berichterstattung mit Argument und Gegenargument. Und wenn jemand - egal ob eine Regierung, die EU oder die WHO – mit überschießenden Maßnahmen die regionale Wirtschaft abwürgen und massiv in die Lebensweise der Leute eingreifen möchte, ist skeptisches Hinterfragen ebenso angebracht wie Widerstand.

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Informationen zu Bert Ehgartners aktuellem Film "Unter die Haut" findet Ihr auf der Webseite zum Film. Wer an einem Interview, einem Vortrag oder einer Filmvorführung mit Bert Ehgartner interessiert ist, findet alle Informationen zu den Angeboten auf seiner Homepage.