Impfkampagnen bewerben die "Gratisimpfung"
Woran das liegen könnte, zeigt eine im Oktober 2025 erschienene Studie aus Spanien, die alle Fälle von Lungenentzündung während des Jahres 2019 in der Provinz Katalonien analysiert hat. Untersucht sollte werden, welchen Schutz die beiden angebotenen Pneumokokken-Impfstoffe geboten haben. Eingeschlossen waren die Daten von 2,2 Mio. Katalanen im Alter über 50 Jahren. Insgesamt waren hier im Jahr 2019 etwas mehr als 15.000 Fälle von Lungenentzündungen (Pneumonien) aufgetreten.
Wie im restlichen Europa standen damals zwei Pneumokokken-Impfungen zur Auswahl: Die altbekannte 23-valente Polysaccharid-Impfung (PPSV), sowie ein moderner Konjugat-Impfstoff (PCV). Dieser stammt meist von Pfizer und wird unter dem Namen 'Prevenar' vertrieben. 2019 gab es ihn noch in der 13-valenten Version, mittlerweile wirbt die Herstellerfirma Pfizer damit, dass Prevenar "Schutz" vor 20 Pneumokokken Typen bietet.
Die Anführungszeichen setze ich deshalb, weil sich der Begriff "Schutz" in dieser Studie als nicht wirklich zutreffend erwiesen hat.
Es zeigte sich nämlich, dass der alte 23er Impfstoff das Risiko einer Lungenentzündung nicht reduziert, sondern - im Gegenteil - erhöht hat. Wenn Pneumokokken die Auslöser der Pneumonie waren, so stieg das Risiko für geimpfte Personen um 21 Prozent, das Risiko für Pneumonien aller Erregertypen stieg um 24 Prozent.
Beinahe doppelt so viele Pneumokokken-Fälle bei Geimpften
Und wie schlug sich die moderne Pneumokokken-Impfung Prevenar, die der Herstellerfirma Pfizer verlässlich jedes Jahr Milliardenumsätze beschert und zu den 20 umsatzstärksten Arzneimitteln weltweit zählt?Noch wesentlich schlechter.
Bei Pneumonien, die von Pneumokokken ausgelöst worden sind (also genau jenen Bakterien, vor denen die Impfung schützen sollte), stieg das Risiko für Geimpfte um 83 Prozent an. Bei Pneumonien aller Erregertypen stieg das Risiko um 55 Prozent.
Die Autoren der Studie waren einigermaßen erschrocken über diese Resultate. Als mögliche Ursache nannten sie die verbesserungsbedürftige Zulassungspraxis. Impfstoffe werden nur sehr selten in wirklich guten randomisierten kontrollierten Studien getestet. Üblich sind stattdessen Vergleichsstudien, wo speziell ausgesuchte – besonders gesunde – Teilnehmer die neue Impfung erhalten und diese mit einer Kontrollgruppe verglichen werden, welche zum Beispiel die Vorgänger-Impfung oder eine Impfung der Konkurrenz verabreicht bekommen.
Studien mit neutralen Salzwasser-Placeboimpfungen werden meist vermieden, um den Erfolg der neuen Impfung nicht zu gefährden. Wenn diese dann aber in der 'echten Welt' zum Einsatz kommt, können die artifiziellen Resultate aus den Zulassungsstudien oftmals nicht wiederholt werden.
Möglicherweise, so die Autoren, waren die geimpften Personen auch von Haus aus wesentlich kränker als die nicht geimpften Personen. Allerdings haben die Wissenschaftler natürlich versucht, diesen möglichen Fehler durch viele Adjustierungen in der statistischen Auswertung auszugleichen.
Es hat aber nicht wirklich etwas verändert am Ergebnis.
Die Autoren schreiben: "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass weder PPSV23 noch PCV13 mit einem verringerten Risiko für Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle aufgrund von Pneumokokken aller Art oder Lungenentzündung aller Ursachen in Verbindung gebracht werden konnten."
Die alte Pneumokokken-Impfung PPSV23 gibt es schon seit den 1970er Jahren. Sie soll zwar gegen 23 von insgesamt mehr als 90 Pneumokokken Typen schützen. Ihre Wirksamkeit wurde aber schon oft bemängelt. Bereits 2009 war der Schweizer Epidemiologe Matthias Egger mit seinem Team der Universität Bern in einer Metaanalyse von 22 Einzelstudien zu einem ernüchternden Resultat gekommen: "Die Pneumokokken-Impfung scheint selbst bei Bevölkerungsgruppen, für die der Impfstoff derzeit empfohlen wird, keine wirksame Vorbeugung gegen Lungenentzündung zu sein."
Dennoch wurde munter weiter geimpft. Erst 2023 erneuerte die STIKO die allgemeine Impfempfehlung diesbezüglich nicht mehr.
Bei den Babys kam jedoch immer nur der moderne Konjugat-Impfstoff zum Einsatz. Den Beginn machte Prevenar-7, das 2001 zugelassen wurde. Als immer häufiger andere Erregertypen Krankheiten auslösten und ein "Verdrängungs-Effekt" nicht mehr zu leugnen war, wurde Prevenar 2009 auf 13 Typen, im Jahr 2024 sogar auf 20 Typen aufgerüstet. Die Konkurrenzfirma Merck brachte 2009 ihren Impfstoff Synflorix, der gegen 10 Typen wirken sollte, erhöhte später auf 15 Typen und brachte kürzlich sogar einen 21-valenten Impfstoff unter dem Namen 'Capvaxive' auf den europäischen Markt, der allerdings bislang nur für Erwachsene zugelassen ist.
Pneumokokken Impfstoffe werden bei Babys meist parallel zu den Sechsfach-Impfungen verabreicht. Die Basis-Immunisierung erfordert laut Impfplan drei Dosen.
Laut WHO ist in Europa in der Zeit von 2010 bis 2024 die Impfquote gegen Pneumokokken von 37% auf 86% gestiegen.
Studien mit neutralen Salzwasser-Placeboimpfungen werden meist vermieden, um den Erfolg der neuen Impfung nicht zu gefährden. Wenn diese dann aber in der 'echten Welt' zum Einsatz kommt, können die artifiziellen Resultate aus den Zulassungsstudien oftmals nicht wiederholt werden.
Möglicherweise, so die Autoren, waren die geimpften Personen auch von Haus aus wesentlich kränker als die nicht geimpften Personen. Allerdings haben die Wissenschaftler natürlich versucht, diesen möglichen Fehler durch viele Adjustierungen in der statistischen Auswertung auszugleichen.
Es hat aber nicht wirklich etwas verändert am Ergebnis.
Die Autoren schreiben: "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass weder PPSV23 noch PCV13 mit einem verringerten Risiko für Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle aufgrund von Pneumokokken aller Art oder Lungenentzündung aller Ursachen in Verbindung gebracht werden konnten."
"Keine wirksame Vorbeugung"
Die alte Pneumokokken-Impfung PPSV23 gibt es schon seit den 1970er Jahren. Sie soll zwar gegen 23 von insgesamt mehr als 90 Pneumokokken Typen schützen. Ihre Wirksamkeit wurde aber schon oft bemängelt. Bereits 2009 war der Schweizer Epidemiologe Matthias Egger mit seinem Team der Universität Bern in einer Metaanalyse von 22 Einzelstudien zu einem ernüchternden Resultat gekommen: "Die Pneumokokken-Impfung scheint selbst bei Bevölkerungsgruppen, für die der Impfstoff derzeit empfohlen wird, keine wirksame Vorbeugung gegen Lungenentzündung zu sein." Dennoch wurde munter weiter geimpft. Erst 2023 erneuerte die STIKO die allgemeine Impfempfehlung diesbezüglich nicht mehr.
Bei den Babys kam jedoch immer nur der moderne Konjugat-Impfstoff zum Einsatz. Den Beginn machte Prevenar-7, das 2001 zugelassen wurde. Als immer häufiger andere Erregertypen Krankheiten auslösten und ein "Verdrängungs-Effekt" nicht mehr zu leugnen war, wurde Prevenar 2009 auf 13 Typen, im Jahr 2024 sogar auf 20 Typen aufgerüstet. Die Konkurrenzfirma Merck brachte 2009 ihren Impfstoff Synflorix, der gegen 10 Typen wirken sollte, erhöhte später auf 15 Typen und brachte kürzlich sogar einen 21-valenten Impfstoff unter dem Namen 'Capvaxive' auf den europäischen Markt, der allerdings bislang nur für Erwachsene zugelassen ist.
Pneumokokken Impfstoffe werden bei Babys meist parallel zu den Sechsfach-Impfungen verabreicht. Die Basis-Immunisierung erfordert laut Impfplan drei Dosen.
Laut WHO ist in Europa in der Zeit von 2010 bis 2024 die Impfquote gegen Pneumokokken von 37% auf 86% gestiegen.
Melderekorde bei invasiven Erkrankungen
Ich habe die deutschen Meldezahlen für invasive Pneumokokken-Erkrankungen für diesen Zeitraum in der RKI-Datenbank SurvStat nachgesehen. Zu beachten ist, dass es sich dabei meist um schwere Krankheiten handelt. Zu rund 80% sind es Lungenentzündungen - oft noch in Verbindung mit einer Sepsis (Blutvergiftung). Ich betone das deshalb, weil diese Fälle sich massiv von den Meldungen unterscheiden, wie wir sie z.B. aus der Covid-Zeit kennen, wo vielfach gesunde Personen Antikörper- oder PCR-Tests machen mussten, die auch eine beträchtliche Fehlerquote haben.Bei Verdachtsfällen invasiver Pneumokokken-Erkrankungen sind die Patienten hingegen längst im Krankenhaus. Dort wird eine Blut- oder Liquor-Probe genommen und ins Labor geschickt. Und wenn der Befund positiv für Bakterien der Art 'Staphylokokkus pneumoniae' ist, besteht laut Infektionsschutzgesetz Meldepflicht. Hinter jeder Meldung steht also ein tatsächlicher schwerer Krankheitsfall.
Die Tendenz zeigte mehrere Jahre leicht nach oben. Ab 2021 begann ein massiver Anstieg mit jährlichen Melderekorden. Auch für 2025 liegen Anfang November die Fallzahlen bereits über der Gesamtzahl des Vorjahres. Wahrscheinlich wird heuer die Marke von 10.000 Meldungen deutlich überschritten.
Ab einem Alter von 55 Jahren steigen die Fallzahlen stark an und erreichen im Alter über 80 Jahren ihren Höhepunkt.
Sieht man sich die Situation bezogen auf die Babys und Kleinkinder im Alter unter fünf Jahren an, so zeigt sich eine beinahe idente Situation. Die Pneumokokken Impfung wurde von der STIKO im Jahr 2006 erstmals allgemein empfohlen. Ich wähle für die Grafik den Zeitraum von 2001 bis 2024 um auch ein Bild über die Lage vor der Impfempfehlung zu geben.
Die Typen 8, 10A und 22F wurden jetzt in die neu entwickelten Impfstoffe aufgenommen. Doch das Verdrängungs-Spiel geht weiter. Denn mit 23A, 24F und 38 drängen sich – bei Babys wie bei Senioren – schon wieder neue Bakterientypen in den Vordergrund, die bisher von keiner Impfung abgedeckt werden.
Die Tendenz zeigte mehrere Jahre leicht nach oben. Ab 2021 begann ein massiver Anstieg mit jährlichen Melderekorden. Auch für 2025 liegen Anfang November die Fallzahlen bereits über der Gesamtzahl des Vorjahres. Wahrscheinlich wird heuer die Marke von 10.000 Meldungen deutlich überschritten.
Ab einem Alter von 55 Jahren steigen die Fallzahlen stark an und erreichen im Alter über 80 Jahren ihren Höhepunkt.
Sieht man sich die Situation bezogen auf die Babys und Kleinkinder im Alter unter fünf Jahren an, so zeigt sich eine beinahe idente Situation. Die Pneumokokken Impfung wurde von der STIKO im Jahr 2006 erstmals allgemein empfohlen. Ich wähle für die Grafik den Zeitraum von 2001 bis 2024 um auch ein Bild über die Lage vor der Impfempfehlung zu geben.
Beim RKI wird vermutet, dass die "Zunahme der Fälle unter anderem mit dem Rückgang von Impf- und Hygienemaßnahmen nach der Corona-Pandemie erklärt werden kann."
Dem widerspricht die Lage in Österreich, aus der klar ersichtlich ist, dass der Trend über die Jahre ziemlich linear nach oben zeigt. (Quelle AGES)Schon wieder neue Bakterien-Typen
Die mit Abstand meisten Fälle wurden laut Pneumokokken Jahresbericht 2024 von Bakterien des Typs 3 verursacht. Dieser Typ ist jedoch bereits seit langem in den Impfstoffen (PCV13, PCV15) enthalten. Ebenso wie der häufig diagnostizierte Typ 19A.Die Typen 8, 10A und 22F wurden jetzt in die neu entwickelten Impfstoffe aufgenommen. Doch das Verdrängungs-Spiel geht weiter. Denn mit 23A, 24F und 38 drängen sich – bei Babys wie bei Senioren – schon wieder neue Bakterientypen in den Vordergrund, die bisher von keiner Impfung abgedeckt werden.
So wie sich die Sache allerdings darstellt, sollte wohl erst mal die Frage beantwortet werden, ob das derzeitige Impfkonzept überhaupt in der Lage ist, das Problem zu lösen.
PS: Wenn Ihnen dieser Blog interessant erscheint, würde ich mich freuen, wenn Sie meine Arbeit unterstützen. Mit Ihrer Spende finanzieren Sie unbestechlichen Journalismus und Filmprojekte, die sonst niemand macht.
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