In der Januar Ausgabe des Barmer-Magazins (PDF) wirbt die große deutsche Krankenkasse für die Rotavirus-Impfung und bezieht sich dabei auf das Robert Koch Institut: „Laut RKI muss die Hälfte der erkrankten Säuglinge und Kleinkinder stationär behandelt werden."
Die Hälfte!
Foto: GlaxoSmithKline (GSK) |
Bei den Masern-Ausbrüchen der letzten Jahre lag die Zahl der Patienten, die in die Kliniken eingeliefert werden mussten, selten über 10 Prozent.
Ein Virusinfekt, bei dem die Hälfte der Erkrankten im Spital landet, ist also zweifellos ein Indiz für eine extrem gefährliche, komplikationsreiche Infektion.
Wieso ist in der Öffentlichkeit - wenn es um Kinderkrankheiten geht – dennoch meist von Masern die Rede oder gar von Windpocken, wo im Normalfall gar niemand in die Klinik muss?
Die einzige Möglichkeit, dieses Phänomen zu erklären, ist wohl, dass es sich bei Rotaviren um eine extrem seltene Infektion handeln muss.
Doch glatte Fehlanzeige! Im selben Artikel heißt es nämlich, dass Rotaviren die bei weitem häufigste Ursache für Darm-Infektionen sind. "Bis zum Alter von zwei bis drei Jahren haben fast alle Kinder mindestens eine Rotavirus Infektion durchlitten."
Das bedeutet also eine Durchseuchung der Bevölkerung von nahezu 100 Prozent! Die Krankenhäuser Deutschlands müssten demnach überquellen vor Säuglingen und Kleinkindern, die von Durchfällen gequält werden.
Hospitalisierung bei 0,5 statt bei 50 Prozent der Rotavirus-Infekte
Doch Moment. – Bei jährlich rund 730.000 Geburten in Deutschland ergibt sich in dieser Altersgruppe eine Grundgesamtheit von 3.650.000 Kindern. Bei den vom RKI genannten Rotavirus-Meldungen handelte es sich also um knapp ein Prozent der Altersgruppe, welche den Behörden gemeldet wurden. Das bedeutet, dass nur ein Prozent der Rotavirus-Infektionen so ernsthaft verlaufen, dass Ärzte, die der Meldepflicht unterliegen, überhaupt davon erfahren. Und von diesem einen Prozent musste die Hälfte – also 0,5 Prozent – in der Klinik behandelt werden.
Richtig hätte es im Zeitungsartikel und auch im Ärzteratgeber des RKI also heißen müssen, dass die Hälfte der den Behörden gemeldeten Rotavirus-Infektionen stationär behandelt werden musste. Also gerade mal jedes 200. Kind der Altersgruppe.
Und das klingt dann nicht mehr so richtig spannend, so dass man daraus eine Angst-erzeugende Impfwerbung machen kann.
Wenn man sich nun auch noch ansehen würde, bei welchem Personenkreis konkret die stationäre Behandlung erfolgt, so würde sich zeigen, dass überdurchschnittlich häufig sozial schwache Familien - oft mit Migrationshintergrund - betroffen sind.
Mir hat das mal ein Ärztekammer-Funktionär so erklärt, dass es eines gewissen Erklärungs- und Betreuungsaufwandes bedarf, an Brechdurchfall erkrankte Kinder zuhause zu belassen, weil darauf geachtet werden muss, dass die Kinder ausreichend zu trinken bekommen. Und dass die Ärzte speziell dann auf „Nummer sicher“ - sprich Einweisung in die Klinik - gehen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob sie auch wirklich gut verstanden wurden, bzw. den Eltern vertrauen können.
Mir hat das mal ein Ärztekammer-Funktionär so erklärt, dass es eines gewissen Erklärungs- und Betreuungsaufwandes bedarf, an Brechdurchfall erkrankte Kinder zuhause zu belassen, weil darauf geachtet werden muss, dass die Kinder ausreichend zu trinken bekommen. Und dass die Ärzte speziell dann auf „Nummer sicher“ - sprich Einweisung in die Klinik - gehen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob sie auch wirklich gut verstanden wurden, bzw. den Eltern vertrauen können.
Rotavirus Todesfälle wurden in Deutschland im vergangenen Jahr sechs gemeldet. Die Betroffenen waren zwischen 79 und 101 Jahre alt.
Frankreich zieht Impfempfehlung zurück
Kritische Informationen zur Impfung fehlen im Artikel der Barmer ebenso wie im Ärzteratgeber des RKI. Und so bleibt auch unerwähnt, dass die Gesundheitsbehörden in Frankreich die Rotaviren-Impfung nicht mehr empfehlen. Zwei Jahre - von 2013 bis 2015 - war die Impfung im allgemeinen Impfplan enthalten. Nach einer parallel dazu laufenden intensiven Prüfung ihrer Sicherheit wurde die Impfung im Mai 2015 wieder aus dem Vorsorge-Programm heraus genommen.
Grund dafür waren schwere Nebenwirkungen, die bei geimpften häufiger und früher auftraten als in der ungeimpften Vergleichsgruppe: so genannte Invaginationen. Dabei handelt es sich um gefährliche Darmeinstülpungen, die meist operativ behandelt werden müssen. Nach den Impfungen waren bei 47 Säuglingen binnen 30 Tagen nach der Impfung solche Invaginationen aufgetreten. Zwei Babys starben daran.
Auf Grund dieser Informationen kam die oberste französische Gesundheitsbehörde bei der Abwägung von Nutzen und Schaden der Impfung zu einem negativen Resultat.
Auch die WHO empfiehlt die Rotavirus Impfung speziell für Ressourcen-arme Länder der 3. Welt, "wo Erkrankungen durch Rotaviren ein bedeutsamen Beitrag zur Kindersterblichkeit leisten."
Für die deutschen oder österreichischen Gesundheitsbehörden ergaben sich aus dem Widerruf der französischen Impfempfehlung keine Konsequenzen. Eine eigenständige Erfassung der Invaginationen erachtete das deutsche Paul Ehrlich Institut nicht für notwendig. Zur französischen Untersuchung veröffentlichte das PEI bloß die Bemerkung "es sei unklar, ob die Impfung das Invaginationsrisiko langfristig überhaupt erhöhe". Auf eine nähere Begründung dieses seltsamen Einwandes wurde verzichtet.
Impfung half in Ostdeutschland wenig
Ebenso fehlt eine Erklärung für ein eigenartiges Phänomen, das aus den Fallzahlen der seit 2001 in Deutschland meldepflichtigen Krankheit hervorgeht. Bundesweit wurde die Impfung nämlich erst im Jahr 2013 von der STIKO empfohlen. Davor war die Impfung für die meisten Bürger im Westen Deutschlands keine Gratisleistung der Versicherung, sondern musste selbst bezahlt werden.
Im Osten hingegen war die Lage anders, schreibt das RKI in seinem Jahrbuch der Infektionskrankheiten (RKI 2016): "Die Rotavirus-Impfung war bereits seit 2006 in Deutschland verfügbar und die Bundesländer Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Schleswig Holstein hatten die Impfung bereits vor 2013 in ihre öffentlichen Impfempfehlungen aufgenommen."
Frankreich zieht Impfempfehlung zurück
Kritische Informationen zur Impfung fehlen im Artikel der Barmer ebenso wie im Ärzteratgeber des RKI. Und so bleibt auch unerwähnt, dass die Gesundheitsbehörden in Frankreich die Rotaviren-Impfung nicht mehr empfehlen. Zwei Jahre - von 2013 bis 2015 - war die Impfung im allgemeinen Impfplan enthalten. Nach einer parallel dazu laufenden intensiven Prüfung ihrer Sicherheit wurde die Impfung im Mai 2015 wieder aus dem Vorsorge-Programm heraus genommen.
Grund dafür waren schwere Nebenwirkungen, die bei geimpften häufiger und früher auftraten als in der ungeimpften Vergleichsgruppe: so genannte Invaginationen. Dabei handelt es sich um gefährliche Darmeinstülpungen, die meist operativ behandelt werden müssen. Nach den Impfungen waren bei 47 Säuglingen binnen 30 Tagen nach der Impfung solche Invaginationen aufgetreten. Zwei Babys starben daran.
Auf Grund dieser Informationen kam die oberste französische Gesundheitsbehörde bei der Abwägung von Nutzen und Schaden der Impfung zu einem negativen Resultat.
Auch die WHO empfiehlt die Rotavirus Impfung speziell für Ressourcen-arme Länder der 3. Welt, "wo Erkrankungen durch Rotaviren ein bedeutsamen Beitrag zur Kindersterblichkeit leisten."
Für die deutschen oder österreichischen Gesundheitsbehörden ergaben sich aus dem Widerruf der französischen Impfempfehlung keine Konsequenzen. Eine eigenständige Erfassung der Invaginationen erachtete das deutsche Paul Ehrlich Institut nicht für notwendig. Zur französischen Untersuchung veröffentlichte das PEI bloß die Bemerkung "es sei unklar, ob die Impfung das Invaginationsrisiko langfristig überhaupt erhöhe". Auf eine nähere Begründung dieses seltsamen Einwandes wurde verzichtet.
Impfung half in Ostdeutschland wenig
Ebenso fehlt eine Erklärung für ein eigenartiges Phänomen, das aus den Fallzahlen der seit 2001 in Deutschland meldepflichtigen Krankheit hervorgeht. Bundesweit wurde die Impfung nämlich erst im Jahr 2013 von der STIKO empfohlen. Davor war die Impfung für die meisten Bürger im Westen Deutschlands keine Gratisleistung der Versicherung, sondern musste selbst bezahlt werden.
Im Osten hingegen war die Lage anders, schreibt das RKI in seinem Jahrbuch der Infektionskrankheiten (RKI 2016): "Die Rotavirus-Impfung war bereits seit 2006 in Deutschland verfügbar und die Bundesländer Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Schleswig Holstein hatten die Impfung bereits vor 2013 in ihre öffentlichen Impfempfehlungen aufgenommen."
Wenn man sich nun die Statistik der Bundesländer ansieht, wo die meisten Rotavirus-Brechdurchfälle auftreten, so wird diese Liste von genau diesen genannten Ländern im Osten angeführt.
Obwohl die Impfung viele Jahre früher eingesetzt wurde, hatte dies offenbar kaum einen Effekt.
Rotavirus-Brechdurchfälle: Am häufigsten in Ostdeutschland |
Von Seiten der Behörden gibt es keine Erklärung für dieses Phänomen. Das RKI betont lediglich, dass "bisher keine repräsentativen Daten zu den Impfquoten verfügbar sind".
Meldepflichten für Infekte einzuführen, das Gesundheitsbudget mit einer teuren Massenimpfung zu belasten und sich dann kein bisschen darum zu scheren, welche positiven oder negativen Effekte diese Impfung hat, das klingt absurd, ist aber gängige Praxis in Deutschland.
Wenn Ihnen dieser Artikel interessant und wichtig erscheint, würde
ich mich über einen kleinen Beitrag zu meiner Arbeit sehr freuen.
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