Donnerstag, 25. Februar 2010

Die Kampagne gegen natürliche Fette

Bei einer Recherche zu Nutzen und Risiko der Cholesterinsenkung bin ich über ein Video gestolpert, in der einige Wissenschaftler über Fette und Öle sprechen. Sie erzählen darin Facetten einer spannenden und skandalösen Geschichte zur groß angelegten Manipulation unserer Nahrungsmittel.
Konkret geht es um den Austausch der natürlichen Fette, vorwiegend aus Milchprodukten und Fleisch gegen künstliche, industriell erzeugte Billigfette, die uns über recht plumpe Tricks als "gesünder" untergejubelt wurden. Zwei Hauptbotschaften waren es, die dabei unter die Leute gebracht wurden.
Zum einen die Weisheit "Fett macht fett". Zum zweiten die Behauptung, dass tierisches Fett die Arterien verstopft und nur Pflanzenfett "herzgesund" ist. Beide Argumente sind wissenschaftlich unhaltbar, werden aber dennoch hartnäckig bis heute verbreitet.
Die damit entfachte Kampagne hat - beginnend in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts - den gesamten Nahrungsmittelmarkt umgekrempelt und zudem die Lebensmittel mit industriell erzeugtem Transfett verseucht. Noch bis in die 90er Jahre bestand etwa Margarine zu mehr als einem Drittel aus Transfettsäuren. Das sind künstliche beim Prozess der industriellen Härtung entstehende Fettsäuren, von denen die meisten in der Natur  nicht vorkommen und die im Organismus, wenn sie sich einmal eingelagert haben, kaum noch abgebaut werden können. In der Folge kommt es zu Mikroentzündungen, die Zellschäden und in weiterer Folge Arteriosklerose verursachen.
Walter Willett, der Leiter der Abteilung für Ernährung an der Harvard School of Medicine wies über seine Studien nach, dass viele Millionen Menschen wegen des Transfett-Gehalts in Lebensmitteln vorzeitig gestorben sind. Unzählige andere Arbeiten bestätigen diesen Befund.
Erst in den letzten Jahren werden - gegen den Widerstand der Nahrungsmittel- und Agrarlobby - zunehmend gesetzliche Regelungen für Transfett-Obergrenzen geschaffen. Pionier war hier Dänemark. Im Vorjahr folgte auch Österreich. Eine EU-weite Regelung ist jedoch noch immer nicht in Sicht.
Während die Fastfood und Margarine-Industrie  das Problem der Transfette über Umstellungen im Prozess der Härtung, sowie über die Verwendung anderer Fette heute weitgehend gelöst hat, sind es die Bäcker, die noch immer große Mengen an Transfett-haltiger Margarine und Frittieröle verwenden. Speziell belastet sind Blätterteig-Gebäck und Krapfen.
Es lohnt sich, Ihren Bäcker auf diese Problematik anzusprechen. Fragen Sie, ob das verwendete Fett Transfett frei ist - oder sehen Sie auf dem Etikett nach, ob "Fette - teilweise gehärtet" im Produkt vorkommen.
In dem Video-Beitrag sprechen die Mediziner aber nicht nur über Transfette, sondern allgemein über die Kampagne, die - im Auftrag der Pflanzenöl-Lobby - alle tierischen Fette in Verruf brachte, weil diese gesättigte Fettsäuren und Cholesterin enthalten.
Wer sich noch nie mit den wissenschaftlichen Hintergründen befasst hat, mag erstaunt sein, werden diese beiden Komponenten doch seit Jahren einhellig in den Medien verteufelt. Noch erstaunter sind allerdings jene, die  versuchen, tatsächliche Belege für deren Gefährlichkeit zu finden.
Ich habe im Ernährungs-Kapitel meines Buches "Die Lebensformel" diesen Versuch unternommen und bin auf eine abenteuerliche Geschichte von Wissenschafts-Betrug und dummdreister Pseudo-Science gestoßen, in der Glaube und Vorurteil mit Fakten verwechselt wurden. Die Ernährungsmedizin hat sich hier heillos verstrickt und von ihren falschen Dogmen bis heute nicht wirklich gelöst.

Hier also neun Minuten lang Aussagen, die den Vorteil haben, dass sie auch belegbar sind:



Hier auch noch eine ganz aktuelle Meta-Analyse zum Risiko von gesättigten Fettsäuren in Nahrungsmitteln, wie sie vor allem in tierischen Fett-Produkten (z.B. Butter, Schweineschmalz) aber auch z.B. in Kokosfett oder Palmöl enthalten sind.
Die Wissenschaftler der Harvard School of Public Health werteten für ihre Metaanalyse 21 große Studien mit zusammen 347.747 Teilnehmern aus, die über einen Zeitraum von 5 bis 23 Jahren in die Studien eingeschlossen waren.
Das Ergebnis: Es gibt keine Beweise für den Schluss, dass gesättigte Fettsäuren das Risiko für Herzkrankheiten oder Schlaganfälle erhöhen.

In einem Kommentar zu ihrer Arbeit schreiben die Autoren, worin die Gefahren liegen, wenn gesättigte Fettsäuren in Nahrungsmitteln ersetzt werden:
Replacement of saturated fat by polyunsaturated or monounsaturated fat lowers both LDL and HDL cholesterol. However, replacement with a higher carbohydrate intake, particularly refined carbohydrate, can exacerbate the atherogenic dyslipidemia associated with insulin resistance and obesity that includes increased triglycerides, small LDL particles, and reduced HDL cholesterol.

Zur Vermeidung von Herzkrankheiten, Diabetes und Übergewicht, sei es deshalb notwendig, die Ernährungs-Empfehlungen zu ändern, und den Fokus weg von den gesättigten Fetten hin zu einer Reduktion bei den hoch-verarbeiteten Kohlenhydraten zu legen. Andernfalls würde zwar das "böse" LDL Cholesterin reduziert - gleichzeitig aber auch das "gute" HDL. Zudem steige über eine solche "Ersatzdiät" die Insulinresistenz und damit die Neigung zu Übergewicht und zu Diabetes.

Fazit: Gesättigte Fettsäuren sind keine Gesundheitsgefahr. Diese geht eher von einer Ersatzdiät aus, die eine Fettreduktion über Kohlenhydrat- und Energie-reiche Nahrungsmittel auszugleichen versucht.

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