Der britische Starkoch Jamie Oliver at his best. Hier in einem temperamentvollen Vortrag, den er im Februar in einem voll-besetzten Theater in West-Virginia, dem wie er dem Publikum sagt "fettesten Staat der Welt", gehalten hat.
Olivers dramatische Performance tritt dort hin, wo es weh tut: etwa wenn er einer jungen Mutter alles auf einem Tisch aufstapelt, was sie ihrer Familie in einer Woche zum Essen vorsetzt. Einen üblen Berg aus Pizza und Burgers und Bagels - ein ekelhafter Berg von Fastfood, der nun einem Abfallhaufen gleicht. Und dazu sagt er der weinenden Frau: "You kill your family!" - Und sie entgegnet: "I know". - Das ist - inspiriert von Michael Moore - an der Grenze des Erträglichen.
In der Realität ist diese Grenze heute aber schon vielfach überschritten. Und es ist eine Schande, dass Ernährungs-Erziehung heute von Leuten wie Oliver übernommen werden muss, die eine "Food-Revolution" ausrufen um eine der größten sozialen und gesundheitlichen Katastrophen abzuwenden, auf die unsere Gesellschaft zusteuert.
Im Zentrum der Revolution steht immer der Versuch, den Menschen das "Selbst-Kochen" wieder schmackhaft zu machen. Eine Wissens-Vermittlung, die den meisten Schulen heute viel zu minder ist, um überhaupt auf dem Lehrplan zu stehen. Oder die, wenn sie in spezialisierten Fachschulen als Hauptfach am Plan steht, sofort zur Perversion wird: Wenn Tischordnungen gepaukt, Kalorien gezählt, Kunststücke gebacken und insgesamt ein Druck und ein Terror ausgeübt wird, um "Kochen" nur ja ebenso schwer und gefürchtet zu gestalten wie "Latein" oder "Mathematik". Meine Tochter hat so eine Schule besucht - und rührt seither nur mehr im Notfall einen Kochlöffel an.
Doch was für ein Fach könnte "Kochen und Ernährungslehre" sein, wenn sich fantasievolle Lehrer dessen annehmen: Menschen, die zeigen, wie schön es ist, zu genießen und Genuss zu bereiten. Leute wie Jamie Oliver geben hier einen Anstoß. In einer plakativen Dramatik, die dem Notstand, in dem wir uns befinden, durchaus angemessen ist.
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