Dienstag, 19. Januar 2021

Die SARS CoV 2 - Impfungen im Sicherheits-Vergleich

Zwei Impfstoffe der Herstellerfirmen Pfizer/BioNTech sowie Moderna sind bereits von der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen worden. Der so genannte Oxford Impfstoff des Unternehmens Astra Zeneca steht kurz davor. Ich habe aus den Studien Vergleichsdaten gesammelt, um für eine informierte Entscheidungsfindung Anhaltspunkte zu geben. Im Teil 1 habe ich die Wirksamkeit der Impfstoffe behandelt, hier geht es nun um die Sicherheit.  

Ein frisch geimpfter Busfahrer fühlt sich immun gegen Corona (Foto CC)

Bei der Abwägung, ob eine Impfung Sinn macht, oder nicht, ist es zunächst hilfreich, das persönliche Risiko einer SARS CoV-2 Infektion einzuschätzen. 

Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Infektion so schwer zu erkranken, dass eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig wird, unterscheidet sich nach Altersgruppe und Geschlecht wesentlich. Die Schweiz bietet hier eine gute statistische Übersicht über alle Personen, die seit März 2020 ein positives Testergebnis erhalten haben.

Hospitalisierungsrate

Stand vom 19. 1. 2021 (offizielle Schweizer Daten, aufbereitet von Rob Salzer)

 Das sind Richtzahlen für die Durchschnittsbevölkerung. Bei schlechter gesundheitlicher Verfassung, Vorerkrankungen und Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Rauchen) erhöht sich die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufes, bei gesunden Menschen verringert sich das Risiko.  

Nur 2% der Todesfälle geschehen in der Altersgruppe unter 60 Jahren. 72% der Todesfälle hingegen bei Menschen über 80 Jahren. In den meisten Ländern liegt das durchschnittliche Sterbealter an SARS CoV 2 etwa gleich hoch wie die durchschnittliche Lebenserwartung. In einigen Ländern - wie z.B. der Schweiz - sogar knapp darüber. 

Je besser die persönliche Gesundheit, desto höher ist die Chance, eine Covid-Erkrankung problemlos zu überstehen. Die meisten Patienten berichten über relativ milde Symptome. Sehr verbreitet ist der Verlust des Geruchs- und Geschmacks-Sinns, der jedoch in den meisten Fällen nach einigen Wochen wieder vollständig zurückkehrt. 

Je geringer das Risiko der Erkrankung ist, desto mehr fallen mögliche Nebenwirkungen durch die Impfung ins Gewicht. Die Studiendaten zeigen, dass die neuen Impfungen wesentlich mehr Nebenwirkungen machen, als wir das von bisherigen Impfungen gewohnt waren. Speziell die zweite Impfung kann starke Reaktionen verursachen (siehe auch die Übersichtsgraphik weiter unten).

  • Bei beiden mRNA-Impfstoffen entwickeln 10 bis 17 Prozent der Geimpften Fieber über 38 Grad. 
  • Bei Moderna klagen 12-21% der Teilnehmer - jüngere mehr als ältere - über Übelkeit bis zum Erbrechen. 
  • Deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer in allen Impfstoff-Studien berichten über Schwäche, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gliederschmerzen. 

Meist sind diese Symptome vorübergehend und verschwinden nach einigen Tagen vollständig. Sie zeigen zudem an, dass die Impfung anschlägt und dementsprechend auch wirkt. Doch natürlich kann das für den Organismus belastend sein, speziell wenn Menschen geschwächt und fragil sind. 

In Norwegen wurden während der ersten Wochen der Impfkampagne mit dem Pfizer/BioNTech Impfstoff beispielsweise bereits 33 Todesfälle verzeichnet, die meisten davon bei Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen. 

Die Gesundheitsbehörden, die ursprünglich empfohlen hatten, die Risikogruppe der Ältesten bevorzugt zu impfen, haben diesbezüglich einen Rückzieher gemacht. Nun rät die Behörde zur Vorsicht - speziell bei Menschen mit Grunderkrankungen, die offensichtlich am Ende ihres Lebens stehen. Sie sollen nicht mehr geimpft werden. 

Die Impfung stellt eine schwere Belastung für den Organismus dar, der für jüngere oder gesunde Menschen unproblematisch ist, bei diesen Hochrisiko-Patienten aber Lebensgefahr auslösen kann. So wie auch die Infektion selbst. Der Epidemiologe Gerald Garlehner von der Donauuniverstität Krems warnte, dass man angesichts dieser Erkenntnisse bei der Impfung schwerkranker und hochbetagter Personen besondere Vorsicht walten lassen sollte. 

In den Medien kommt es in den Berichten zu diesen Vorfällen zu einer eigenartigen Argumentations-Umkehr. Im selben Ausmaß wie Corona-Todesfälle zuvor dramatisiert wurden, werden Todesfälle, die kurz nach dem Impftermin auftreten, bagatellisiert. Hier werden nun speziell das hohe Alter und die schweren Vorerkrankungen als Begründungen angeführt. 

Eine Untersuchung wert sind auch die vielen Corona-Infektionen, die im Zusammenhang mit den Impf-Aktionen auftreten. Möglicherweise ist die Impfung so belastend für das Immunsystem, dass die Abwehr gegen Infektionen für kurze Zeit sogar sinkt. Ähnliche Effekte werden seit langem auch bei anderen Impfstoffen (z.B. Influenza, Sechsfach-Impfung,...) beobachtet. 

Besonders vorsichtig sollten jedenfalls jene Personen sein, die bereits bei der ersten Teilimpfung heftig reagiert haben. Denn die Daten aus den Zulassungsstudie belegen, dass die zweite Teilimpfung im allgemeinen wesentlich schlechter vertragen wird. Dies gilt sowohl für die Pfizer als auch die Moderna-Impfung. 


Was ist mit Personen die bereits Covid-positiv waren?

In Deutschland hatten bereits mehr als 2 Millionen, in der Schweiz 500.000 und in Österreich 400.000 Einwohner einen positiven SARS CoV-2 Test. Personen, die bereits infiziert waren, zeigen in den Untersuchungen eine solide Immunität. Sollte diese nach Monaten oder Jahren schwinden, so ist zumindest von einer gewissen Kreuz-Protektion auszugehen, wenn es zu einer neuerlichen Infektion mit eng verwandten Viren kommt. 

Aussagen, dass die natürlich erworbene Immunität rasch abnimmt, bezogen sich auf das Verschwinden einzelner Antikörper. Dabei wurde jedoch übersehen, dass viele Faktoren für den Immunschutz verantwortlich sind. Es gibt zahlreiche spezifische Antikörper und darüber hinaus auch die zelluläre Immunität. Diese ist etwas schwerer zu messen - doch sie bietet einen verlässlichen Schutz. Eine im Journal "Nature" publizierte Studie zeigte, dass Überlebende der SARS-Ausbrüche von 2003 auch 17 Jahre nach dieser Infektion noch immer eine solide T-Zell Immunität gegen diese speziellen Coronaviren haben. 

Bei leichten Verläufen und speziell bei Kindern spielt diese zelluläre Immunität ebenfalls eine große Rolle. Oftmals bilden Kinder gar keine Antikörper aus, weil die zelluläre Abwehr so stark ist, dass Viren bereits auf den Schleimhäuten abgewehrt werden und die Kaskade zur Erzeugung von Antikörpern gar nicht erst angeworfen wird. 

Die größte bisher durchgeführte Studie zur Re-Infektion von Menschen, die bereits Covid-positiv waren, stammt aus England. Aus einer Kohorte von 6.614 Personen kam es bei 42 Personen zu einer weiteren Infektion, das ist deutlich weniger als 1 Prozent. Die Fälle gelten zudem nicht als gesichert, da auch Testfehler möglich sind. "Reinfektionen sind selten und wenn sie trotzdem auftreten, verlaufen sie meist mild", erklärt Susan Hopkins, die Leiterin der Studie.

Wenn Menschen, die bereits eine Corona Erkrankung hinter sich hatten, geimpft werden, so ist es offenbar möglich, dass die Nebenwirkungen etwas heftiger ausfallen. Die belgische Virologin Susan Nasif berichtete von Personen, die vor mehr als drei Monaten PCR-positiv waren und sehr schlecht auf die erste Impfdosis von Pfizer reagierten, mit wochenlang andauernden Nebenwirkungen. "Ich empfehle deshalb Antikörper-Tests vor der Impfung", schrieb sie auf Twitter. 

Der österreichische Impfexperte Florian Krammer, der in New York eine Professur für Impfwissenschaft innehat, antwortete darauf, dass er ähnliches auch schon gehört habe. Nach seinen Informationen löst bei bereits immunen Personen die Impfung stärkere Nebenwirkungen aus - vergleichbar der 2. Impfdosis bei nicht Immunen (siehe Übersichtstabelle weiter unten).


Testen lassen vor der Impfung

Um zu prüfen, ob bereits eine Immunität gegen SARS CoV-2 vorliegt, sind Antikörpertests ebenso kommerziell erhältlich wie Nachweise für die Prüfung der zellulären Immunität. 

In China ist es bei der Einreise ins Land vorgeschrieben, dass neben einem PCR Test parallel dazu ein IgM-Antikörper Test vorgenommen wird. Diese Gruppe von Antikörpern ist die erste, die vom Immunsystem gebildet wird und erscheint etwa parallel mit dem Auftreten der Symptome. - So ein Doppeltest ist wahrscheinlich dafür verantwortlich, dass es in China kaum falsch positive Test-Ergebnisse gibt. Denn wenn beide Tests, PCR + Antikörper, positiv sind, so liegt die Wahrscheinlichkeit einer aktiven, gerade ablaufenden Infektion bei annähernd 100 Prozent. 

Antikörper der Gruppe IgA erscheinen etwas später. Antikörper der Gruppe IgG zeigen den Langzeitschutz an. Es werden zahlreiche Tests angeboten. 

Tests zur zuverlässigen Bestimmung der T-Zell Immunität sind etwas rarer, doch auch sie gibt es bereits. Ein entsprechender Test der Firma Biovis kostet beispielsweise rund 150 Euro. 


Antigen-Schnelltest statt PCR?

Wissenschaftler der Universität Oxford zeigen in einer aktuellen Studie, dass gute Antigen-Schnelltests gegenüber PCR-Tests sogar Vorteile haben. Schnelltests liefern zwar deutlich weniger positive Ergebnisse - dort jedoch, wo sie ein positives Resultat anzeigen, handelt es sich meist um Personen mit hoher Viruslast. So genannte Super-Spreader werden mit einer Zuverlässigkeit von 90% erkannt. 

Je höher die Umlaufzahl (CT) der PCR Tests, desto geringer ist die Virenlast und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Getesteten niemand mehr anstecken können, weil sie längst immun sind. Bei CTs über 30 finden sich nur noch bei einer Minderheit der test-positiven Personen Viren, die noch angezüchtet werden können. Die PCR reagiert hier auf Gen-Reste und kann prinzipiell nicht unterscheiden zwischen intakten und abgetöteten Viren. Dennoch gelten Resultate mit CTs bis 37 als "positiv", Resultate zwischen 37-40 als "schwach positiv". In seiner Ursprungs-Publikation hatten Test Erfinder Drosten und sein Team sogar CTs bis 45 verwendet. Wenn man den Test lange genug laufen lässt, wird jeder Test positiv. 

Nach wie vor gibt es keine einheitlichen Richtlinien für die Kriterien, nach denen ein Labor-Befund als positiv gewertet wird. Dies ist ein schweres Versäumnis der Gesundheitspolitik und verursacht ein enormes Daten-Chaos.  Wahrscheinlich wurde noch nie eine weltweite Krise derart gigantischen Ausmaßes auf der Basis eines derart wackeligen und unsicheren Mess-Instruments gemanagt. 


Die mRNA-Impfungen von Pfizer/BioNTech und Moderna

mRNA Impfstoffe sind völliges Neuland. Nicht nur im Impfwesen, sondern insgesamt in der Pharmaindustrie. Sie haben das Potenzial, eine technologische Revolution einzuleiten. 

Herkömmliche Impfstoffe benötigen einen Bioreaktor, wo die Viren auf lebenden Zellen gezüchtet und vermehrt werden. Das ist teuer und mühsam. 

Bei mRNA Impfstoffen werden ausgewählte Gensequenzen mit Hilfe bestimmter Enzyme geklont, die Transkriptionsreaktionen laufen daraufhin automatisiert ab. Die Herstellung erfolgt schnell und kostengünstig, zumal gar keine Wirkstoffe erzeugt werden, sondern nur die genetische Information zur Herstellung der Wirkstoffe. 

Das Revolutionäre an der mRNA-Technologie ist, dass sie den Mensch selbst als Bioreaktor einsetzt. Mit so einer Impfung werden Millionen von Gensequenzen injiziert, welche als Botschaften in die Zellen rund um die Einstichstelle eindringen und dort eine hektische Betriebsamkeit auslösen. Ribosomen - die Protein-Fabriken der Zellen produzieren nach dem Rezept der Gen-Schnipsel die gewünschten Moleküle. Hier sind es die berühmten "Spikes" die Zacken an der Oberfläche der neuartigen Coronaviren.

Und wenn die Immunzellen feststellen, dass die Zellen Virenmaterial produzieren, ist der Zweck dieser Impfung erreicht. Denn dann wird eine Immunreaktion eingeleitet- die Spikes sind fortan verdächtige Merkmale - und sowohl Zellen als auch Antikörper des Immunsystems sind alarmiert, falls SARS CoV-2 Viren auf den Schleimhäuten von Hals oder Nase landen sollten. 


Problemstoff PEG: Risiko von allergischen Reaktionen

Weil das Immunsystem hoch sensibel und manchmal unberechenbar aggressiv reagiert, wenn körpereigene Zellen plötzlich eigenartige Substanzen erzeugen, stellt jede Infektion - genauso wie jede Impfung - ein gewisses Risiko dar. 

Anders ist es, wenn das Immunsystem auf Inhaltsstoffe der Impfung selbst reagiert. Gefürchtet sind anaphylaktische Reaktionen, welche in lebensgefährliche Immunkaskaden ausarten können. Solche Sofortreaktionen sind bei den bisherigen Impfaktionen bereits aufgetreten. Normalerweise wird die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zwischenfalls - der meist in der Intensivstation landet - mit 1 zu 1 Million angegeben. Eine erste Untersuchung in den USA zählte aber bereits 6 Fälle bei gerade mal 272.000 Impfungen. 

Die mRNA-Fäden kleben an Fett-Nanopartikeln. Die Gesamtladung dieser Melange ist positiv, sie binden deshalb an die negativ geladene Oberfläche der Zellen. Über diesen Mechanismus wird das Eindringen der Nanopartikel in die Zellen erleichtert. Sowohl die RNA-Moleküle als auch die Fettkügelchen fungieren als Adjuvantien. Es brauchte deshalb keine anderen zusätzlichen Wirkverstärker. 

Allerdings enthalten beide Impfstoffe Polyethylenglykol (PEG), um die Fetthülle zu stabilisieren. PEG wird in zahlreichen Kosmetikprodukten und Medikamenten eingesetzt. In Impfstoffen erlebt es nun seine Premiere. Das Problem dabei: PEG gilt als so genanntes verstecktes Allergen. Personen mit bekannten Allergien gegen Inhaltsstoffe der Impfungen sollen sich nicht impfen lassen, steht in den Fachinformationen. Doch wer weiß schon von allen bestehenden Allergien? Wissenschaftler gehen davon aus, dass 7% der Bevölkerung so stark gegen PEG sensibilisiert sind, dass anaphylaktische Reaktionen möglich sind. Hier braucht es jedenfalls eine strikte Kontrolle aller auftretenden Fälle, um die praktische Dimension dieses Phänomens zu erfassen. 


Wenn Antikörper das Problem vergrößern

Nicht vollständig geklärt ist auch der Mechanismus des "antibody dependant enhancement" - in welcher die von der Impfung gebildeten Antikörper anstatt zu schützen, die Krankheit sogar verstärken können.

Dies kann geschehen, wenn die Antikörper die Viren nicht neutralisieren, sondern nur markieren. Dadurch können sich Viren z.B. in der Lungenregion verbreiten - und werden dann bei späterer Gelegenheit - von einer besonders heftigen Angriffswelle erfasst, welche schwere Schäden an der Lunge verursacht. Derartige Phänomene sind in der Vergangenheit bei verschiedenen Impfstoffen beobachtet worden, beispielsweise bei einem experimentellen RSV-Impfstoff und jüngst bei einem Impfstoff gegen Dengue Fieber. 

Die zweite mögliche Auswirkung dieses Phänomens wäre, wenn die Viren von den Antikörpern nur markiert - aber nicht neutralisiert werden - und dann von Makrophagen des Immunsystems gefressen werden. Hier besteht die Gefahr, dass sich die Viren innerhalb der Immunzellen vermehren - und dann umso massiver ausbrechen. 

Bisher ist das Phänomen der "Antikörper-Verstärkung" bei den aktuellen Impfstoffen noch nicht definitiv nachgewiesen worden. Ob es überhaupt auftritt, werden die nächsten Monate zeigen. 

Anlass zur wissenschaftlichen Aufarbeitung gibt eine Beobachtung der US-Behörde CDC, wonach schwere allergische Reaktionen bisher überdurchschnittlich häufig bei Frauen auftreten. Der CDC Report berichtet, dass während der ersten 20 Tage der Anwendung des Impfstoffes Moderna 10 Fälle von Anaphylaxien gemeldet worden sind (2,4 Fälle pro Million Teilnehmer). Alle betrafen Frauen im Alter von 31 bis 57 Jahren, verstorben ist glücklicherweise niemand. Generell, so die Behörde, treten solche dramatischen Sofort-Reaktionen auch bei anderen Impfstoffe zu 80% bei Frauen auf. Wieso das so ist, blieb bisher ein Rätsel. 


Vergleich der Nebenwirkungen der beiden mRNA-Impfstoffe

Positiv hervorzuheben ist, dass in beiden mRNA Zulassungsstudien neutrale Salzwasser-Placebos in der Kontrollgruppe verwendet wurden. Dass die Behörden darauf bestanden haben, ist wirklich lobenswert und setzt eine Qualitätsmarke - hoffentlich auch für alle zukünftigen Impfstoff-Studien.

Für alle Impfstoffe gilt, dass sie in einer extrem Rekordgeschwindigkeit entwickelt, getestet und zugelassen worden sind. Insofern gibt es bislang noch keine Daten zu sehr seltenen Nebenwirkungen und auch keine Daten zu möglichen Langzeitschäden. 

Was es aber gibt, ist eine Übersicht zu den Nebenwirkungen, die definitiv und sofort auftreten, dann aber zumeist auch wieder binnen weniger Tage wieder verschwinden:


Während der Studienzeit traten bei Pfizer/BioNTech insgesamt 3.410 Verdachtsfälle von Covid-19 Infektionen auf. Das heißt, die Teilnehmer fühlten sich krank und hatten Symptome eines Infekts. Daraufhin wurden die Personen einem PCR-Test unterzogen. In gerade mal 170 Fällen schlug der Test positiv an, 8 mal in der Impfgruppe, 162 mal in der Kontrollgruppe. Aus diesem Verhältnis wurde die Wirksamkeit der Impfung errechnet. 

Das Verhältnis zeigt aber auch, wie verbreitet die Symptome waren: rund 20 mal häufiger als die "echte" Corona-Infektion. Die meisten Symptome waren mild. Ohne Test hätte niemand den Unterschied sagen können, wer mit SARS CoV-2 und wer mit Rhino-, Pavo- oder Influenzaviren infiziert war. 


Der "Oxford Impfstoff" von Astra Zeneca

Der Impfstoff von Astra Zeneca hat einen gewaltigen Vorteil: DNA ist deutlich haltbarer und stabiler als RNA. Deshalb kann der Impfstoff ganz normal im Kühlschrank aufbewahrt werden. Die mRNA Impfstoffe hingegen müssen bei minus 70 Grad eingefroren werden, "damit sich ihre Struktur nicht auflöst" - was immer das konkret heißen mag. Das Handling dieser Arzneimittel ist jedenfalls nicht eben einfach. 

Im Gegenzug zeugen die bisherigen Publikationen rund um den Impfstoff von Astra Zeneca von einem recht holprigen Weg zur Zulassung. 

Im Lauf der Studie hatten von den rund 12.000 Teilnehmern der Impfstoff-Gruppe 52 Personen ein SARS-CoV 2 positives Testergebnis. In der Kontrollgruppe waren es 173 Personen. Daraus errechnet sich für den Astra Zeneca Impfstoff eine Wirksamkeit von rund 70% - das ist deutlich weniger als bei den beiden mRNA Impfstoffen. 

In Presseberichten wird die Wirksamkeit häufig mit 90% angegeben, doch das gilt nur für eine Untergruppe und ist wohl ein Versuch, den Impfstoff - im Vergleich zu den mRNA Impfstoffen - nicht allzu unterlegen darzustellen. 

Während der klinischen Prüfung des Impfstoffs gaben die Forscher einigen Freiwilligen unwissentlich nur eine halbe Dosis. Überraschenderweise war die Impfstoffkombination, bei der die erste Dosis nur halb so stark war, in der klinischen Studie zu 90 Prozent wirksam bei der Prävention von Covid-19. Im Gegensatz dazu führte die Kombination aus zwei Volldosen-Impfungen nur zu 62 Prozent Wirksamkeit. Die Forscher vermuten, dass die niedrigere erste Dosis die Erfahrung einer Infektion besser nachahmte und so eine stärkere Immunreaktion bei der Verabreichung der zweiten Dosis förderte.

Die Studien wurden in Brasilien, Großbritannien und Südafrika durchgeführt. Nur in Südafrika wurde eine Salzwasser-Lösung als Placeboimpfung verwendet. Die Mehrzahl der Teilnehmer der Kontrollgruppe erhielten eine Meningokokken Impfung. Außerdem erhielten zahlreiche Teilnehmer standardmäßig Paracetamol nach den Impfungen, was die Erfassung der Nebenwirkungen ebenfalls erschwert.

Die aktuelle Publikation der Astra Zeneca Studie im Journal Lancet enthielt nur eine oberflächliche Beschreibung der Nebenwirkungen: 

  • 75% der Teilnehmer klagten über Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle. 
  • 73% der Teilnehmer litten an Erschöpfung, Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Muskelschmerzen.

Bei zwei Teilnehmern - jeweils in der Impf- und in der Kontrollgruppe - traten Fälle von transverser Myelitis auf. Sie wurden von Expertenkomitees als nicht mit der Impfung in Zusammenhang stehend eingeschätzt. 

Ein junger Teilnehmer aus Brasilien starb kurz nach der Impfung. Er gehörte jedoch zur Kontrollgruppe und hatte die Meningokokken-Impfung erhalten. 

Es ist eine der schweren Nachteile dieser Studie, dass statt einem echten Salzwasser-Placebo eine Impfung mit eigenständigen Nebenwirkungen als Kontrolle zugelassen wurde. Damit versuchen die Finanziers in Impfstoff-Studien, das Nebenwirkungs-Profil günstiger aussehen zu lassen. Dass die Behörde dieses Design genehmigt hat, ist eine schwerer Fehler, weil damit eine objektive Erhebung der Nebenwirkungen absichtlich unterbunden wird.

Ein weiterer schwerer Fehler im Studiendesign betrifft das Alter der Teilnehmer. 79% gehörten nämlich zur Altersgruppe zwischen 18 und 55 Jahren.  Nur 9% der Teilnehmer waren älter als 69 Jahre. 

Die eigentliche Risikogruppe war also schwer unterrepräsentiert. Die Studie wurde mehrheitlich bei jungen Menschen getestet, die nur ein minimales Risiko einer ernsthaften Covid-Infektion haben.  

Welche Belastung die Impfung für den Organismus darstellt, zeigte ein vierwöchiges Monitoring einer Untergruppe von 54 Teilnehmern aus der Impfgruppe. Bei ihnen wurden regelmäßig die Blutwerte kontrolliert. Dabei wurde bei 46% dieser Gruppe eine Neutropenie - ein vorübergehender starker Abfall der weißen Blutkörperchen - beobachtet.  Während so einer Phase besteht ein höheres Risiko für Infekte. (Auch bei einem von zwei getesteten Pfizer/BioNTech Impfstoffen wurde in der 1. Studienphase ein starker Abfall der Lymphozyten beobachtet. Eine gleichzeitig getestete 2. Version des Impfstoffes schnitt hier deutlich besser ab. Und diese 2. Version wurde dann zur Zulassung eingereicht. Bei Moderna-Impfungen ist mir derzeit nicht bekannt, ob as Auftreten dieses Phänomens geprüft wurde.)

 

Unmut der Politik - Druck auf die Behörden

Ursprünglich galt der Astra-Zeneca Impfstoff als Favorit der Politik. Die EU schloss Vorverträge über 300 bis 400 Millionen Dosen ab. Die veröffentlichten Resultate erweisen ihn aber klar als die schlechtere Wahl. Und auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA zögert mit ihrer Entscheidung. Zu schwach scheinen die Wirknachweise - speziell für die ältere Bevölkerungsgruppe. 

Politiker wie der österreichische Kanzler Sebastian Kurz verstehen das Zögern der Behörde gar nicht. Kurz will gemeinsam mit anderen EU-Ländern darauf drängen, dass die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den Impfstoff rasch und unbürokratisch zulässt. Im Interview mit dem TV-Sender Puls 4 machte er seinem Unmut Luft.  Sollte eine schnelle Zulassung nicht gelingen, "würde ihm irgendwann der Geduldsfaden reißen". 

Ob Kurz auch die Verantwortung für die Sicherheit übernimmt, falls Geimpfte zu Schaden kommen, sagte er jedoch nicht. 

PS: Wenn Ihnen dieser Blog interessant und wichtig erscheint, würde ich mich über einen kleinen Beitrag zu meiner Arbeit sehr freuen.



Bert Ehgartner steht auch für Vorträge, Filmvorführungen, etc. zur Verfügung. 
Nähere Informationen finden Sie auf dieser Seite


Sonntag, 17. Januar 2021

Wir und die Viren - Eine komplexe Beziehung

Über viele hundert Millionen Jahre hat sich die Beziehung von Lebewesen und Viren im Lauf der Evolution entwickelt. Ohne den Einfluss der Viren gäbe es kein Immunsystem und schon gar keine Menschen. Neuartige Impfungen versuchen nun in diese evolutionäre Arbeit einzugreifen und wollen das für schwach gehaltene Immunsystem aufrüsten.

Evolutionäre Schönheit (Foto: Anna Leask)


Viren befallen fremde Zellen, und schmuggeln ihre eigene Bauanleitung in deren Genpool ein. Sie benutzen die Zelle also als Hilfsmittel zur eigenen Vermehrung. Manche Viren betreiben dieses Spiel so aggressiv, dass die gekaperten Zellen zugrunde gehen. Sie zwingen die befallenen Zellen bis zur Erschöpfung Unmengen von Kopien ihrer selbst herzustellen, bis die Wirtszellen ausgebrannt sind und absterben. Ein Beispiel dafür ist das Ebola-Virus, das nicht nur die Zellen der Leber und anderer Organe befällt, sondern auch Lymphknoten und Abwehrzellen des Immunsystems. Ein Großteil der Virenopfer stirbt rasch. Aus Sicht der Viren sind Menschen damit freilich ein Fehlwirt, da sie oft nicht mal lange genug leben, um die Viren weiterzugeben. Die meisten der bisher beobachteten Ebola-Ausbrüche waren deshalb auch schnell wieder zu Ende. 


Sparringpartner der Evolution

Die überwiegende Mehrzahl der Viren pflegt deshalb einen deutlich weniger radikalen aber wesentlich erfolgreicheren Stil. Besonders schlau machen es die rund 200 verschiedenen Erkältungsviren zu denen neben den Rhinoviren, Adeno- und Influenzaviren auch die Coronaviren gehören. Sie haben den Höhepunkt ihrer Verbreitung in der kalten Jahreszeit und nutzen als Eintrittspforte in den Organismus vorwiegend die Schleimhäute des Nasen- und Rachenraumes. Husten, Schnupfen, Heiserkeit sind die Folge. Entzündungen bilden sich, die Nase „läuft“ – und Unmengen frisch geschlüpfter Viren laufen mit, um sich neue Wirte zu suchen. Husten und Nies-Attacken verbreiten die Viren in der Umgebung. Die Viren verwenden das Immunsystem also gleichsam als Helfer bei ihrer Vermehrung.

Tatsächlich haben Viren und Immunsystem eine gemeinsame Vergangenheit, die bis in die Urzeit zurückreicht. Reaktion erzeugte schon immer Gegenreaktion – kein Lebewesen war als reine Virenfabrik überlebensfähig. Also musste der Einfluss der Viren beschränkt oder unterbunden werden. Aus dieser Aufgabe heraus bildeten schon die ersten Lebewesen ein primitives Abwehrsystem, das im Laufe der Evolution durch den Druck der Viren, später auch der Bakterien und anderer Einflüsse, ständig herausgefordert und ausgebaut wurde. Die heutigen hoch komplexen Mechanismen des Immunsystems, speziell seine Fähigkeit zu lernen und sich anzupassen, wären ohne die viralen Sparringpartner nicht denkbar.

Herbert W. Virgin, Professor für Immunologie und Mikrobiologie der University of Washington in St. Louis, verblüffte bei einem Festvortrag am Nationalen Gesundheitsinstitut der USA sein Publikum mit einer Auflistung recht bekannter Viren. Darunter solche Schreckgespenster wie Humane Papilloma Viren, HIV, Hepatitis B und C Viren, verschiedene Herpesviren, Cytomegalie-, Epstein Barr- und Varicella Viren. „Jeder von Ihnen hier im Saal beherbergt mindestens zehn von diesen Virenarten“, erklärte Virgin. „Und sie finden sich besser damit ab, denn sie werden diese Viren niemals los werden.“

In der Folge brachte Virgin althergebrachte Ansichten ins Wanken, indem er erklärte, dass Viren oftmals nicht von außen kommen, sondern immer schon da waren.  Es gibt tausende Virenarten, die nur als Spuren in unserem Erbgut existieren. Bei der Entschlüsselung des humanen Genoms wurden diese viralen Kontaminationen noch als „genetischer Junk“ abgetan. Die Viren schlafen dort als genetische Information und können – wie sich jetzt heraus stellt - jederzeit wieder erwachen.

Im Genom von Schafen finden sich beispielsweise 27 Kopien von Retroviren, die eng mit einem Virus verwandt sind, das bei den Tieren eine schwere Lungenkrankheit auslösen kann. An der Universität Glasgow wurde nun entdeckt, dass einige dieser schlafenden Viren Zugänge haben, über die sie aktiviert werden können. Die „Schläfer“ werden genau dann geweckt, wenn eine Infektion durch ihre wild lebenden „Geschwister“ droht. „Sie sind in der Lage, den Vermehrungszyklus der eindringenden Viren gleich an mehreren Stellen zu blockieren“, erklärt Massimo Palmarini, der Leiter der schottischen Forschungsgruppe. „Offenbar wurden die Viren im Lauf der Evolution aktiv ausgewählt, um den Schafen Schutz zu bieten.“ Mit dieser Aufgabe allein scheinen die Viren jedoch noch nicht ausgelastet zu sein. Weitere Versuche zeigten, dass weibliche Schafe, deren virales Erbgut ausgeschaltet wurde, keine Embryonen in der Gebärmutter einnisten konnten. Offenbar steuerten die viralen Gene also den Kontakt zwischen mütterlichem Organismus und Fetus. Mittlerweile ist bekannt, dass dies nicht nur für Schafe, sondern für alle Säugetiere gilt. Von Viren stammende Gene sind also für die Ausbildung der Plazenta unerlässlich notwendig.

Viren bilden ein ungeheures Reservoir an genetischer Information. Vor einigen Jahren wurden Informationsmoleküle identifiziert, die über Mikro-RNAs die Kommunikation zwischen den Zellen steuern. Diese so genannten Exosome steuern mehr als die Hälfte der menschlichen Gene und sie kommunizieren dabei ganz eng mit Viren. Genetische Information werden in beide Richtungen ausgetauscht. Virgin schaut aus seinem Büro im 28. Stock auf ein belebtes Innenstadtviertel. „Stellen Sie sich vor, die anderen Wolkenkratzer sind Zellen. Dann sind diese gelben winzigen Vehikel da unten die Transportmoleküle“. Er zeigt auf zahlreiche Taxis in den Straßen. „Nun wissen Sie, wie stark das Mikroskop sein muss, um drauf zu kommen, dass es in diesen Vehikeln auch nochmal eigene Lebensformen gibt, die miteinander kommunizieren.“

In zahlreichen Experimenten ist Virgins Team der Nachweis gelungen, dass die Anwesenheit von Viren vor dem Ausbruch verschiedenster Krankheiten schützt.  Derzeit sind sie dabei, die genauen Mechanismen zu klären. Und dabei verschwimmen – auf genetischer Ebene – alle Grenzen zwischen dem was wir einst so simpel als fremdes und eigenes Gewebe getrennt hatten. 

Und möglicherweise ist dies auch ein Schlüssel zum Verständnis der Influenza. Denn mittlerweile gibt es unzählige Hinweise, dass es Anstöße aus der Umwelt braucht, um Viren zu aktivieren. Dass beispielsweise Licht- und Vitaminmangel ausreichen, um körpereigene schlafende Viren aufzuwecken. Dies würde auch erklären, warum die Grippe an weit voneinander entfernten Orten gleichzeitig in unzähligen Menschen ausbrechen kann.

Als Herbert Virgin in seinem Vortrag am NIH zum Ende kommt, meldet sich eine Zuhörerin mit einem Handzeichen. „Ist das nicht alles schrecklich kompliziert“, fragt sie. „Ja sicher“, antwortet Virgin. „Aber das ist nicht meine Schuld.“


Göttlicher Zufall

Viren sind die am meisten unterschätzten Mikroorganismen. Während bei Bakterien die Aufarbeitung der Arten in vollem Gange ist, steckt unser Wissen über Viren noch ganz am Anfang. In Meeren etwa finden sich zehnmal mehr Viren als zelluläre Organismen. „Jede einzelne Spezies hat zahlreiche auf sie spezialisierte Viren“, erklärt Patrick Forterre, Direktor der Abteilung für Mikrobiologie des Pariser Pasteur-Instituts. Forterre zählt zur Minderheit jener Wissenschaftler, die Viren für Lebewesen halten. Er bezweifelt die Lehrbuch-These von Viren als „Taschendieben“, die sich aus den Zellen Erbgut klauen und damit selbstständig machen. Die umgekehrte Variante sei biologisch wesentlich plausibler. „Nahezu 20 Prozent unseres Genoms haben eindeutig viralen Ursprung.“ 

Im Lauf der Evolution hätte es einen gewaltigen Nachteil bedeutet, parasitäre Mikroben, die nur ihren eigenen Vorteil bedienen, in lebendige Systeme einzubinden. Stattdessen wurde die Bildung von Symbiosen klar bevorzugt. Organismen, die es nicht schafften, sich mit ihren Mikroben abzustimmen, starben aus.

Offenbar herrschte in den Ur-Ozeanen bei der Evolution des Lebens ein reger Tauschhandel. Anstatt bestimmte Techniken selbst zu erfinden, wurden einfach Viren oder Bakterien eingebürgert, die besondere Fähigkeiten mitbrachten. Als im Meer treibende Einzeller Bakterien schluckten, die Photosynthese beherrschten, war das der Startschuss für die Evolution der Pflanzenwelt. Und auch die Fähigkeit mancher Bakterien zur Energiegewinnung bot den Zellen Vorteile. Wie neuere Forschungen zeigen, waren es Viren, die den Zellen bei dieser Einbürgerung halfen. 

Für Forterre und sein Forschungsteam am Pasteur-Institut standen die Viren ganz am Anfang des Lebens. „Der Konflikt zwischen zellulären und viralen Organismen war der zentrale Motor der biologischen Evolution.“ Ohne den Einfluss von Viren gäbe es demnach die ganze Menschheit nicht. Viren trieben die Entwicklung stets voran, auch wenn sie selbst nie wussten, wohin es gehen sollte. Doch gerade die Eigenschaft, ihre Gene wie ein Kuckucksei in fremdes Erbgut einzuschleusen und so über Versuch und Irrtum im gekaperten Genom Reproduktionsfehler, Mutationen und sonstige Zufälle zu fördern, machte die Herausbildung höheren Lebens möglich. 

Aber nicht nur ihre Eigenschaft als Quälgeister machte evolutionär gesehen Sinn, auch ihre Struktur war von Nutzen. Aus der viralen Welt stammen viele Neuerungen, die an Zellen weitergegeben wurden. Viren schafften es beispielsweise, die Erbsubstanz DNA so zu verändern, dass es möglich war, wesentlich längere und größere Biomoleküle zu bilden. Die bekannte Struktur der DNA als Doppelhelix war demnach eine Erfindung von Viren. Auch dass unsere Zellen heute einen Kern haben als „Hirn“ und Schaltzentrale, ist durch die Eingliederung viraler Bestandteile gelungen. 

Begriffe wie „gut“ und „böse“ spielten in der Entwicklungsgeschichte des Lebens ohnehin nie eine Rolle: Was taugte und Vorteile bot, wurde verwendet, der Rest ging unter. „Aus evolutionärer Sicht kann man mit einigem Recht behaupten“, bringt Forterre es auf den Punkt, „dass Viren bei der Entstehung des Lebens die treibende Kraft waren. In gewisser Weise nahmen sie die Rolle von Gott ein.“


Die Arbeit des Immunsystems

Einer der Strategien, der viralen Gefahr wirksam zu begegnen, erwies sich als evolutionärer Kunstgriff: Die Zellen der Lebewesen begannen nämlich damit, auf ihrer Oberfläche alle Moleküle anzuzeigen, die in ihrem Inneren produziert werden. Dieser "Zell-Ausweis" wird von den patrouillierenden Immunzellen regelmäßig kontrolliert. Und solange es sich bei den angezeigten Substanzen um normale Stoffwechsel-Produkte des eigenen Organismus handelt, ziehen die Immunzellen weiter. Wenn die Zelloberfläche jedoch verdächtige Aktivitäten anzeigt - dass im Zellinneren beispielsweise virale Proteine produziert werden - geben die Immunzellen Alarm und zerstören alle derart befallenen Zellen. 

Wenn die Auslöser dem Immunsystem unbekannt sind, werden sie in die Lymphknoten oder die Thymusdrüse gebracht und dort werden die Informationen gespeichert und verarbeitet. Killerzellen der Immunabwehr reagieren fortan mit sofortigen Attacken, wenn Viren oder infizierte Zellen gesichtet werden. Gleichzeitig werden Antikörper erzeugt, die milliardenfach im Blut zirkulieren.  Sobald neue Viren eindringen, werden sie von den Antikörpern angegriffen und meist auch neutralisiert. Antikörper heften sich zudem an infizierte Zellen und markieren diese als Angriffsziel für Fresszellen des Immunsystems. 

Ein weit verbreiteter Irrtum besteht in dem Glauben, dass die Viren daran schuld sind, dass es uns während einer Infektionskrankheit schlecht geht. Es ist jedoch immer die Immunreaktion, die bei den betroffenen Personen die Krankheitssymptome auslöst. Eine Immunreaktion ist für den Organismus extrem aufwändig, weil Milliarden von Zellen dafür mobilisiert werden müssen. Im Zuge der Immunreaktion erzeugt das Immunsystem laufend Entzündungen, um das Gewebe aufzuschwemmen und besser zugänglich zu machen. Auch dies dient der Jagd nach Keimen und infizierten Zellen.

Oft kommt Fieber dazu. Auch diese Reaktion wird vom Immunsystem eingeleitet, indem es die Hypophyse im Zwischenhirn beauftragt, die Temperatur zu erhöhen. Zweck ist es, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen und die eingedrungenen Viren zu schwächen. (Das Fieber künstlich zu senken ist demnach ähnlich produktiv, wie der Feuerwehr bei einem Löscheinsatz die Wasserzufuhr zu kappen.) 

Andererseits ist es auch das Immunsystem, das uns während einer Infektion töten kann. Die bei Corona-Infekten so gefürchtete zweite Phase der Krankheit beginnt, wenn das Immunsystem die Lunge der Patienten massiv attackiert, um Viren, die sich dort vermehren zu bekämpfen. Hierbei entstehen die bei Corona so gefürchteten Lungenschäden. Und hieraus entspringt die kritische Phase, welche den gesamten Kreislauf der Patienten massiv belastet und akute Lebensgefahr bedeutet.


Das Wirkprinzip der Impfungen

Die Impfungen versuchen im Prinzip, dieselben Immunmechanismen zu aktivieren wie das auch eine echte virale Infektion machen würde, dabei aber gleichzeitig schwere Verläufe der Infektion möglichst zu vermeiden. 

Die meisten Nebenwirkungen der Impfung entspringen demnach ebenfalls den Aktivitäten des Immunsystems. Das können die typischen Zeichen eines banalen Infekts mit Fieber, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen sein. Wenn die Symptome mild bleiben, zeigen sie im Prinzip an, dass die Impfung funktioniert. 

Es gibt verschiedene Mechanismen, wie Impfungen arbeiten. Und alle diese Mechanismen haben ihre Vor- und Nachteile. 

In der Pionierzeit des Impfwesens waren diese Ansätze noch recht banal: 

  • Für Lebendimpfungen wurden lebende Erreger, die mit verschiedenen Methoden abgeschwächt wurden, verwendet. Diese Impfungen funktionieren im Prinzip wie die eigentliche Infektion - doch wesentlich schwächer. Auf Basis der Lebendimpfungen gelangen die großen historischen Erfolge des Impfwesens wie die Ausrottung der Pocken sowie der Schutz vor Polio oder Masern. 
  • Alte Totimpfungen wie die Tollwut-, die FSME- oder die Keuchhusten-Impfung enthalten Viren oder Bakterien, die zuvor abgetötet wurden - meist mit Hilfe von Formaldehyd. Weil das Immunsystem auf abgetötete Keime aber kaum oder gar nicht reagiert, brauchen diese Impfungen Wirkverstärker, so genannte Adjuvantien. In den meisten alten Impfungen dieser Art werden dafür Aluminium-Verbindungen verwendet. Ihre Aufgabe ist es, das Immunsystem zu schocken, so dass es eine Immunreaktion einleitet und dabei auch die toten Wirkstoffe findet und "ernst nimmt". Die Corona-Impfstoffe enthalten nur vereinzelt solche Alu-Zusätze. Beispielsweise die beiden chinesischen Covid-Impfstoffe Sinovac und Sinopharm, die am ehesten noch den alten Impfungen entsprechen. 

Moderne Impfstoffe werden heute fast ausnahmslos mit Hilfe der Gentechnik hergestellt. Ob es sich dabei um Lebend- oder Totimpfstoffe handelt ist gar nicht mehr so leicht zu sagen.

Für jene, die sich über die Wirksamkeit und Sicherheit der aktuellen SARS CoV-2 Impfungen interessieren, habe ich eigenständige Artikel geschrieben, die hoffentlich eine informierte Entscheidungsfindung erleichtern. 

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Samstag, 9. Januar 2021

Corona-Impfstoffe: Wie vertrauenswürdig ist die angeblich so hohe Wirksamkeit?

Zum Wochenbeginn erschien auf der Seite des "British Medical Journal" ein Beitrag des Wissenschaftlers Peter Doshi von der University of Maryland in Baltimore. Doshi analysierte die Studien-Unterlagen der Impfstoff-Hersteller und der US-Behörden. Und er fand gravierende Fragezeichen, die an der Glaubwürdigkeit der überall hinaus posaunten "95-prozentigen Wirksamkeit" kratzen.  Ich ergänze deshalb hiermit meinen Artikel zur Wirksamkeit der mRNA Impfstoffe.

Peter Doshi (Foto) hat sich in seiner Forschung auf die Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln spezialisiert. Er gilt international als einer der hervorragendsten Experten im Bereich der Evidenz-basierten Medizin.

Nachdem die US-Behörde FDA die beiden Impfstoffe von Moderna und Pfizer zugelassen haben, analyisierte Doshi die erst jetzt zugänglichen Hintergrund-Daten, Sitzungsprotokolle und Veröffentlichungen von zusammen rund 400 Seiten. 

Darin fand er interessante Informationen, die in den Studien-Zusammenfassungen, die im New England Journal erschienen waren, fehlten. 

In TV-Berichten und Zeitungsartikeln wird meist nur die hohe Wirksamkeit der Impfstoffe von  knapp 95 Prozent erwähnt. Diese errechnet sich - am Beispiel der Pfizer/BioNTech Impfung - aus dem Unterschied von 8 PCR-bestätigten Corona-Infektionen in der Impfgruppe versus 162 PCR-positiven Tests in der Placebogruppe. Die wichtigste Werbe-Aussage zur Impfung beruht also auf gezählten acht Fällen, bei Moderna sind es mit elf Fällen nur unwesentlich mehr. 

Bei so einer kleinen Zahl hätte jeder zusätzliche Corona-Fall in der Impfgruppe einen massiven Absturz in der Wirksamkeit von mehreren Prozentpunkten bedeutet. 


Tausende Fälle mit COVID-Verdacht

In den Papieren der FDA steht nun, dass in den beiden Gruppen während der Studienphase 3.410 Fälle von COVID-Verdacht aufgetreten sind, 1.594 in der Impfgruppe, 1.816 in der Placebogruppe. Nur ein winziger Bruchteil der Personen mit "Grippe-ähnlichen Symptomen" hatten dann jedoch auch tatsächlich einen positiven Test. 

Doch wie verlässlich ist dieser PCR-Test? Oft war in kritischen Artikeln zur Covid-Pandemie die Rede von falsch positiven Resultaten. Bei bis zu zwei Prozent der Getesteten zeigt der Test fälschlicherweise ein positives Resultat, obwohl die Personen nicht infiziert sind. Das bedeutet eine Spezifität von mindestens 98%.

Deutlich schwächer ist jedoch die Sensitivität des Tests. Sie bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person auch tatsächlich erkannt wird. Eine Übersichtsarbeit der Johns Hopkins University ergab jedoch, dass die Sensitivität des Tests im optimalen Fall gerade mal 80% beträgt. Und zwar exakt am 4. Tag der Covid-Symptome. Davor fällt die Trefferquote steil ab - danach etwas flacher. Doch insgesamt bedeutet das, dass rund 35% der Testpositiven nicht erkannt werden, die Sensitivität des PCR-Tests im Praxis-Einsatz also nur bei bescheidenen 65% liegt. 

Was also, wenn in der Impfgruppe Corona-infizierte Personen übersehen wurden? - Dann würde die behauptete Wirksamkeit der Impfung steil abstürzen. 

Doshi stellt die Frage, welche Bedeutung es überhaupt hat, ob jemand test-positiv ist oder nicht. "Wenn jene mit 'vermutetem Covid-19' im Wesentlichen den gleichen klinischen Verlauf hatten wie die mit bestätigtem Covid-19, wozu braucht es dann überhaupt die Unterscheidung?" 

Vergleicht man die beiden Gruppen, so konnte die Impfung das Risiko eines grippalen Infekts nach Doshis Berechnung nur um 19 bis 29% reduzieren. "Und das ist weit entfernt von der behördlich geforderten Mindest-Wirksamkeit von 50%." 

In den Studien kamen also 20-mal mehr Verdachtsfälle als bestätigte Fälle von Covid-19 vor. Zudem waren die Studien nicht darauf ausgelegt, zu beurteilen, ob die Impfstoffe die Virusübertragung unterbrechen können. Ebenso wenig wie sie Aussagen über die Reduktion von Krankenhausaufenthalten, die Einlieferung auf Intensivstationen oder das Sterberisiko ermöglichen. "Ohne diese Daten", erklärt Doshi, "stellt sich die Frage, ob die Impfungen überhaupt die Fähigkeit haben, die Pandemie einzudämmen." 


Verschwundene Studienteilnehmer

Es ist immer verdächtig, wenn in einer Studie Teilnehmer verloren gehen. Noch verdächtiger ist es, wenn die Teilnehmer der Verum-Gruppe sich aus der Studie verabschieden. Das geschah beispielsweise bei dem Covid-Medikament Remdesivir. In der Remdesivir Gruppe gab es offenbar so starke Nebenwirkungen, dass 12% der Teilnehmer nicht mehr mitmachen wollten. Die Zahl der Aussteiger war mehr als doppelt so hoch wie in der Placebogruppe. Schließlich musste deswegen sogar die ganze Studie abgebrochen werden. 

Dennoch wurde das Mittel, dessen Wirksamkeit höchst umstritten ist, von der US-Behörde FDA wie auch von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zugelassen. Eine Behandlung mit Remdesivir kostet rund 2.000 Euro

Trotz der dubiosen Umstände kaufte die EU kürzlich um 1 Milliarde Euro beim Remdesivir-Hersteller Gilead ein. Das ist übrigens dasselbe Unternehmen, das den Wirkstoff Oseltamivir entwickelt und dann als Grippemittel unter dem Namen Tamiflu verkauft hatte. Auch dieses Mittel erwies sich als in der praktischen Anwendung als wenig hilfreich. Zumeist gab es mehr Nebenwirkungen als gewollte Wirkungen. Doch mit Hilfe mächtiger Lobbyisten machte Gilead und sein europäischer Partner Roche Milliardengewinne.  

Als mächtiger Lobbyist und Ankurbler der Zulassungen betätigte sich dieses Mal Donald Trumps Covid-Berater Anthony Fauci. Der 80-jährige wendige Immunologe wird nach dem öffentlich zelebrierten Zerwürfnis mit Trump auch in Präsident Bidens Kabinett die Position des medizinischen Chef-Beraters übernehmen. 


Man sieht also, dass in pandemischen Zeiten, wo alles rasch gehen muss und die Politik einen enormen Druck auf die Behörden ausübt, auch sehr fragwürdige Wirkstoffe unter fragwürdigen Bedingungen rasch zugelassen werden.

Nun aber zurück zu den Impfungen: In der behördlichen Überprüfung des Pfizer-Impfstoffes fand Doshi ein verdächtiges Detail: 371 Personen sind "wegen schwerwiegender Protokollabweichungen" von der Studienleitung ausgeschlossen worden. Besonders beunruhigend findet Doshi das Ungleichgewicht der Ausschlüsse: 311 stammen aus der Impfstoffgruppe, nur 60 Teilnehmer wurden aus der Placebo-Gruppe geworfen. 

Im Gegensatz dazu wurden in der Moderna-Studie nur 36 Teilnehmer wegen solcher Protokollabweichungen ausgeschlossen - 12 in der Impfstoffgruppe gegenüber 24 in der Placebogruppe.

"Was waren diese Protokollabweichungen in der Studie von Pfizer", fragt Doshi, "und warum wurden in der Impfstoffgruppe fünfmal mehr Teilnehmer ausgeschlossen?" Weder FDA noch Pfizer machen dazu Angaben. 

Die Antwort darauf wäre jedoch sehr interessant. Und die Konsequenzen gravierend - speziell wenn unter den ausgeschlossenen Teilnehmern auch solche mit positivem PCR-Test waren. 


Funktionierte die Verblindung?

Die Studien werden als "oberserver-blinded" bezeichnet. Das bedeutet, dass das Studien-Personal nicht wissen sollte, welche Teilnehmer zu welcher Studiengruppe gehören. 

Weil die Impfgruppe jedoch 3-4 mal so viele Fieber- und Schmerzmittel benötigte wie die Teilnehmer der Placebogruppe, zweifelt Peter Doshi, dass diese Verblindung  auch tatsächlich wirksam war. Zumal diese Angaben in den Teilnehmer-Protokollen vermerkt waren. 

"Es ist schwer vorstellbar, dass die Teilnehmer und die Untersucher keine begründeten Einschätzungen darüber abgeben konnten, zu welcher Gruppe sie gehörten", erklärt Doshi. Das sei aber von großer Bedeutung, "denn die Covid-19 Fälle wurden von einem Komitee gezählt, das die Kriterien bewertete." 

Es geht aus den Unterlagen nicht hervor, welche Kriterien hier konkret bewertet wurden. Zumal es doch eigentlich bloß darum gehen hätte sollen, die von den Testpersonen berichteten Symptome zu protokollieren und PCR-Testergebnisse zu veranlassen und einzutragen.  Warum war ein solches Komitee also überhaupt notwendig?

"Es ist auch wichtig zu verstehen, wer in diesen Ausschüssen saß", schreibt Doshi. "Während Moderna sein vierköpfiges Entscheidungskomitee benannt hat - alles Ärzte, die der Universität angehören - sagt das Protokoll von Pfizer, dass drei Pfizer-Mitarbeiter die Arbeit gemacht haben. Ja, Mitarbeiter von Pfizer."

Angesichts dieser Ungereimtheiten und diverser offenen Fragen fordert Doshi den sofortigen Zugang zu den Rohdaten der Studien. 

Sowohl Pfizer als auch Moderna boten das bisher nur für die ferne Zukunft an: "Zwei Jahre nach Abschluss der Studien" sollen die Unterlagen veröffentlicht werden. 

PS: Informationen zur Einschätzung der Sicherheit der SARS CoV-2 Impfungen liefere ich in diesem Artikel

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Montag, 4. Januar 2021

COVID-19 Impfungen: Wie relevant ist der Nutzen?

Viele hoffen, dass mit Hilfe der Impfungen die Krise nun endlich überwunden werden kann. Doch sind sie tatsächlich das erhoffte Wundermittel, das uns wieder ein halbwegs normales Leben - so wie früher - beschert? Im Teil 1 meiner Übersicht zu Impfungen geht es um Funktionsweise und Wirksamkeit der neuartigen mRNA Impfungen. 

Die mRNA-Impfungen haben die Nase bisher vorne (Foto: Reckmann)

Die aktuellen Stars am Impfmarkt sind die mRNA Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und Moderna. Es handelt sich dabei um die ersten zugelassenen Impfstoffe, die auf Basis einer neuartigen Technologie funktionieren. Dabei müssen nicht langwierig Wirkstoffe (Antigene) hergestellt werden, indem z.B. Viren abgetötet oder abgeschwächt werden. Nein: die Herstellung der Wirkstoffe wird in den menschlichen Körper verlagert. Das spart Zeit - und den Konzernen viel Geld.

Laut Aussagen der Impfstoff-Entwickler hat es nur wenige Tage gebraucht, bis die bestehende mRNA-Technologie an Covid angepasst war. Es genügte, die Bauanleitung für die Covid-typischen "Spike"-Proteine aus dem viralen Erbgut heraus zu schneiden. Diese "messenger RNA" wurde vervielfältigt, in fetthaltige Nanopartikel "verpackt" und fertig war der Impfstoff. 

An der Einstichstelle verteilen sich die Impfstoff-Partikel, die genetische Botschaft wird an die benachbarten Zellen übermittelt und die auf Protein-Herstellung spezialisierten Ribosomen in den Zellen machen sich an die Arbeit und produzieren massenhaft "Spike"-Proteine. Wächterzellen des Immunsystems bemerken diese verdächtigen Vorgänge. Sie vermuten eine Vireninfektion und geben Alarm. Im Zuge der dadurch ausgelösten Immunreaktion entsteht Immunität gegen Viren mit derartigen "Spike"-Proteinen. Nachdem diese typisch sind für die neuartigen SARS-COV 2 Viren, sollten die Geimpften damit gegen Covid-19 immun sein. 

Das besondere und revolutionäre dieser Technologie besteht darin, dass sie extrem flexibel ist. Im Handumdrehen können damit weitere Impfstoffe für Covid-21 oder 23 oder ganz andere Viren gebastelt werden. Es ist in weiterer Folge auch denkbar, den menschlichen Körper für die Erzeugung von Hormonen oder Enzymen einzuspannen. Denn per mRNA lassen sich alle möglichen "Befehle" an die Zellen weiter leiten. Und dort werden dann die entsprechenden Moleküle gebaut: Der menschliche Körper wird zum Bio-Reaktor.


Wie gut wirken die SARS-COV 2 Impfstoffe?

Die Europäische Arzneimittelbehörde hat den Impfstoff von Pfizer/BioNTech - nach Eilzulassungen in den USA und in Großbritannien - ebenfalls rasch zugelassen. Die Zulassung für den Impfstoff des US-Unternehmens Moderna wird noch diese Woche erwartet. Etwas anderes wäre - nach dem enormen politischen Druck der von Seiten der Politik aufgebaut worden ist - auch kaum denkbar gewesen. Seit langem haben führende Politiker wie Angela Merkel oder Emmanuel Macron erklärt, dass wir nur über Impfstoffe unser normales Leben zurück bekommen und darin der einzige Ausweg liegt, um dieser Pandemie zu entkommen. 

Nach Lockdown, Maskenzwang, Babyelefanten-Abstand, Quarantäne und Massentests sollen die Impfungen nun als finale Maßnahme das Covid-19 Desaster beenden. 

Bei vielen der bisherigen Maßnahmen stand die symbolische Wirkung im Vordergrund, der tatsächliche Nutzen ist wissenschaftlich umstritten. Die Frage ist, ob den Impfungen nun endlich mehr als bloß eine symbolische Bedeutung zukommt. Und das ist auf Basis der bisherigen Evidenz schwer zu sagen.

Die Hoffnungen sind groß, dass die Impfstoffe schwere Verläufe der Infektion mit SARS-COV-2 verhindern und Leben retten. Eine Analyse der laufenden Studienprotokolle zeigt jedoch, dass diese wichtigen Punkte gar nicht untersucht werden. Nicht mal die Frage, ob die Impfungen die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen reduzieren, ist Teil der Anforderungen an die Zulassung.

Der Grund liegt in der relativen Harmlosigkeit der COVID-Erkrankung. Die Studien umfassen bis zu 40.000 Teilnehmer. Deutlich weniger als 1% der Teilnehmer haben sich im Studienzeitraum von 3,5 Monaten mit SARS-CoV-2 infiziert. 

Im Schnitt benötigen von der Gesamtzahl infizierte Personen nur rund 3,6% eine medizinische Behandlung im Krankenhaus (Daten aus der Schweiz) – davon ein Fünftel auf der Intensivstation. 

Die Teilnehmerzahl der Studien reichte deshalb bei weitem nicht aus, um hier statistisch relevante Fallzahlen zu generieren.

Auch die Frage, ob die Impfungen in der Lage sind, eine Infektion zu verhindern und damit die Krankheitsübertragung zu unterbrechen, wurde laut Protokoll nirgendwo geprüft.

Es lief letztlich darauf hinaus, ob in der Impfgruppe weniger PCR-positive Fälle auftraten als in der Kontrollgruppe. Sobald sich hier ein statistisch signifikanter Unterschied ergab, wurde angenommen, dass der Impfstoff wirkt. Ob er tatsächlich vor schweren Krankheitsverläufen schützt, Leben rettet oder zumindest die Ausbreitung der Infektion stoppt, das hingegen steht in den Sternen.

Um die obigen Fragen zu beantworten, hätten die Studien länger laufen - oder um ein Vielfaches mehr Studien-Teilnehmer aufnehmen müssen. 

Und so basieren die von den Marketing-Abteilungen der Impfstoff-Konzerne verlautbarten Wirksamkeitsdaten von mehr als 94% auf einer Auswertung, die alle Teilnehmer umfasste, bei denen die 2. Impfdosis gerade mal mindestens 14 Tage zurück lag - und sich im Zeitraum von rund 80 Tagen infizierten (die Zahlen stammen aus den bei der US-Behörde FDA vorgelegten Unterlagen):

Nur wenige Studienteilnehmer haben sich mit SARS-COV 2 Viren infiziert





Man erkennt also, dass in der Impfgruppe deutlich weniger Studienteilnehmer einen positiven PCR-Test hatten. Doch Achtung: Die eindrucksvolle Wirksamkeit, die hier angegeben wird, beruht auf dem statistischen Vergleich des relativ geringen subjektiven Infektionsrisikos. Denn nur ein Bruchteil der Teilnehmer hat sich im kurzen Studien-Zeitraum tatsächlich infiziert. 

Besonders unsicher ist die Studienlage gerade bei der Haupt-Risikogruppe für eine SARS CoV-2 Infektion - das sind die älteren Menschen im Alter über 75 Jahren. Gerade mal 4,4% (1.559 Personen) der Studienteilnehmer in der Pfizer/BioNTech Studie gehörten dieser Altersgruppe an. In der Impfgruppe erkrankte niemand, in der Kontrollgruppe 5 Personen. Wegen dieser extrem niedrigen Zahlen ist das Resultat nicht statistisch signifikant. In einer ausführlichen Studien-Bewertung des Robert Koch Instituts heißt es dementsprechend: "In der höchsten Altersgruppe (≥ 75 Jahre) ist daher eine Aussage über die Effektivität der Impfung mit hoher Unsicherheit behaftet."

Und auch die absolute Risikoreduktion liest sich wesentlich bescheidener als die Werbebotschaft der 95% Wirksamkeit:

  • Bei Moderna wird das Infektionsrisiko durch die Impfung von 0,65% auf 0,04% reduziert. 
  • Bei Pfizer/BioNTech erkrankten 0,76% der Placebogruppe und ebenfalls 0,04% der Impfgruppe.
  • Die absolute Risikoreduktion liegt also nur im Bereich von 0,6 bis 0,7 Prozent. 

Das kann sich bei einer längeren Beobachtungszeit natürlich ändern. Sollte sich die Zahl der Infizierten verzehnfachen, so betrüge die Risikoreduktion bereits 6 bis 7 Prozent - sofern der Trend aus den Studien anhält. 

Ob das so ist, werden erst die nächsten Monate zeigen. Und man wird diesbezüglich auch sehen, ob der enorme Eifer, den die Konzerne an den Tag legten, um möglichst rasch die Markt-Zulassung zu bekommen, dann auch anhält, wenn es um die laufende Risiko-Nutzen Abschätzung aus der Anwendungsbeobachtung (Phase IV) geht. Denn Studien bilden immer ein recht artifizielles Umfeld ab, in dem die Finanziers (meist sind das die Hersteller der Impfung) alle Details kontrollieren. Daten aus dem "normalen Leben" können ganz andere Daten liefern. 

Wir wissen also aus den Studien, dass die Impfung das persönliche Risiko einer Covid-Infektion reduziert. Die Reduktion des Risikos ist derzeit minimal - es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich dieses Verhältnis im Lauf der nächsten Monate verbessert. Und insofern klingt es auch logisch, dass die Impfung speziell dort eingesetzt wird, wo ein hohes Infektionsrisiko besteht. Denn soviel kann man sagen: Die Impfung reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Im Zeitraum kurz nach der 2. Impfung ist dieser Schutzeffekt deutlich zu erkennen. 

Wie lange diese Wirkung anhält, ist bislang allerdings noch unbekannt. 

Es macht zudem einen großen Unterschied, ob man persönlich zu den bekannten Covid-Risikogruppen gehört. Je geringer das Risiko einer Covid Infektion, desto schwerer wiegen die möglichen Nebenwirkungen der Impfung.


Lesen Sie hier eine aktuelle Ergänzung zur Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe

Im 2. Teil folgt eine Abschätzung der Sicherheit der SARS CoV-2 Impfungen



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