Von morgen Mittwoch bis Freitag läuft in Baden bei Wien eine Veranstaltung auf die ich sehr gespannt bin: Der Europäische Kongress für evidenzbasierte Prävention.
Dabei treten Experten auf, die sich sowohl mit der Durchführung, der Evaluierung, der medialen Vermittlung als auch der Kritik von Präventions- und Screeningprojekten einen Namen gemacht haben. Das Konzept der Prävention ist ja nur auf den ersten oberflächlichen Blick ein einfaches: Erkrankungen können durch Gesundheitsförderung vermieden oder - falls dies doch nicht gelingt - im Frühstadium entdeckt und behandelt werden. Soweit die Theorie. Das einfache Konzept entpuppt sich jedoch als äußerst komplex und mit vielen Unsicherheiten und Fehlschlüssen behaftet.
Weil es die meisten Vortragenden am Badener Kongress gewohnt sind, Konflikte offen auszutragen, sind spannende Debatten auf hohem Niveau zu erwarten.
Zu den bekanntesten Experten in Baden zählt der Brite Sir Muir Gray, einer der Pioniere nationaler Screening-Projekte. Er wird in Baden über das von ihm initiierte Bewegungsprogramm der "10.000 Steps" informieren.
Ein weiteres Highlight ist Angela Raffles Referat über "Failed screening programmes", sowie der Vortrag des umtriebigen Motors der österreichischen Public Health Szene Franz Piribauer zum "Evidenzbasierten Support" für nationale Screening Programme.
Mich persönlich interessiert die Bilanz von Ursula Reichenpfader bezüglich der Evaluierung der Befunddaten der "Vorsorgeuntersuchung NEU", die nun auch schon wieder drei Jahre auf dem Buckel hat. Mal sehen, ob es diesmal wirkliche Informationen gibt, oder ob es bloß wieder um die typisch österreichische Spielform der Jammer-Evaluation geht, in der wortreich erklärt wird, aus welchen Gründen die Ärzte ihre Daten leider nicht hergeben, und sie deshalb auch nicht ausgewertet werden können. Wahlweise noch mit dem Argument gewürzt, dass diese Ressourcen-Verschwendung zweifellos dem Datenschutz dient.
Donnerstag steht eine Debatte zum PSA-Screening auf dem Programm. Dabei wird Wolfgang Horninger von der Universität Innsbruck über einen unglaublich Erfolg berichten, den es eigentlich gar nicht geben dürfte: Nämlich sein engmaschiges Tiroler PSA-Testprogramm mit darauf folgenden zahlreichen Prostata Operationen, die zu weltweit einzigartigen Mortalitäts-Rückgängen geführt haben. Das Contra zu dieser Darstellung liefert Russel P. Harris, Präventions-Veteran der University of North Carolina in Chapel Hill.
Gespannt bin ich auf die Nachmittags-Session über Genetisches Screening. Vor allem deshalb weil ich mir darunter bislang wenig vorstellen kann.
Der Freitag steht im Zeichen der Kommunikation: Eva Rasky von der Medizinischen Universität Graz berichtet, wie Patienten über das Mammografiescreening informiert werden. Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg erläutert das Konzept der "informierten Entscheidungsfindung". Um gut informieren zu können braucht es stets die begleitende Evaluation der Präventionsmaßnahmen. Darüber berichtet Stefan Lange vom IQWiG in Deutschland. Anita Rieder trägt vor, wie evidenzbasiert Prävention in Österreich ist. Und das wird sicher auch ganz lustig.
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