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Freitag, 6. März 2015

Impfprämie statt Impfzwang? - Erfahrungen aus Oberösterreich

Während in Deutschland die Masern-Impfpflicht diskutiert wird, gibt es in einem österreichischen Bundesland - nämlich in Oberösterreich - schon seit etwa zehn Jahren ein umgekehrtes Modell: Die Prämie für die Absolvierung des Mutter-Kind-Passes (zwei mal 185 EUR) wird nur bezahlt, wenn im Reigen der diversen vorgesehenen Untersuchungen auch die 6-fach Impfung (Grundimmunisierung mit drei Dosen) sowie zwei Masern-Mumps-Röteln Impfungen (MMR) durchgeführt werden.

Ich wollte wissen, wie sich diese - für Österreich einzigartige - Maßnahme auf die Impfraten ausgewirkt hat. Vorhin hat mich die zuständige Beamtin, Frau Dr. Eva Magnet von der Landessanitätsdirektion OÖ, angerufen und mir dazu Auskunft gegeben.

Laut österreichischer Impfstatistik liegt die Rate bei Masern für die erste MMR-Impfung zwischen 84 und 100 Prozent. Beide MMR Impfungen haben österreichweit zwischen 63 und 81 Prozent der Kinder.

Eva Magnet erklärte mir, dass die Berechnungen in jedem Bundesland nach einem eigenen Schlüssel erfolgen und methodisch schwer vergleichbar sind. Ein österreichweites Impfregister mit verlässlichen Daten, die auch eine konkrete Basis für die wissenschaftliche Kontrolle der Wirksamkeit und Verträglichkeit der Impfungen ermöglichen würden, gibt es gar nicht.

Wie liegt nun Oberösterreich - wo die Durchführung der Impfungen mit immerhin 370 Euro belohnt wird?
Eva Magnet nennt die Zahlen aus 2013, dem letzten abgeschlossenen Berichtsjahr.
Die erste MMR Impfung haben 85 Prozent der Kinder in OÖ erhalten, beide empfohlenen MMR Impfungen gerade mal 75 Prozent der Kinder.

Damit findet sich OÖ ziemlich genau im österreichischen Mittelfeld. Weit weg von der berühmten, von der WHO geforderten Rate von 95 Prozent, die für eine Ausrottung der Masern als notwendig angesehen wird.

Von den rund 13.000 Kindern eines Geburtsjahrganges in OÖ werden im Schnitt für 9.500 Kinder die Mutter-Kind Pässe abgegeben und die Prämien abberufen. Das entspricht insgesamt einer recht bescheidenen Rate von 70 Prozent.

Laut Impfplan sollte die 1. MMR Impfung vom 11. bis zum 14. Lebensmonat durchgeführt werden, die 2. MMR folgt dann im Abstand von mindestens einem Monat. Das ist jedoch Theorie. In der Realität wird deutlich später geimpft:
"Eltern, die ihre Kinder tatsächlich nach den im Impfplan vorgesehenen Zeiten gegen Masern, Mumps und Röteln impfen, sind in der Minderzahl", erklärte Magnet. "Die von mir genannte Rate von 75 Prozent bei der Masern-Impfung erreichen wir erst im 4. Lebensjahr."

Mit 90 Prozent Beteiligung deutlich höher liegt die Quote bei der Grundimmunisierung mit der Sechsfachimpfung. "Viele Eltern sehen die Masern wohl noch immer als etwas, das nicht so gefährlich ist, weil sie es ja selbst auch gut überstanden haben."
Die Anzahl der Impfgegner liegt in Oberösterreich zwischen 5 und 10 Prozent, sagt Magnet.

Im Jahr 2014 sind in OÖ insgesamt zehn Fälle von Masern gemeldet worden.
"Diese Zahl wurde im heurigen Jahr bereits bis Anfang März erreicht", berichtet Magnet. "Fünf Fälle davon sind in einer einzigen Familie aufgetreten."

Eine Impfprämie scheint also auch nicht des Rätsels Lösung bei der Bekämpfung der Impflücken bei Masern. 30 Prozent der Bevölkerung nimmt die Prämie nicht in Anspruch.


1 Kommentar:

  1. Macht das stillen die MMRV Impfung (besonders Masern) unwirksam????

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