Bert Ehgartner live

Mittwoch, 21. September 2022

Ukraine-Krieg: Der "alternativlose" Weg in den Abgrund

Nun geht es also in die nächste Stufe der Eskalation. Mit der Teil-Mobilmachung hat Putin heute einen Schritt gesetzt, den er - ohne Verlust seines Ansehens in Russland - nicht mehr zurück nehmen kann. Das nächste ist dann General-Mobilmachung, offener Krieg mit der NATO und Atomschläge. Unsere Politiker und die Medien singen einstweilen das alte Corona-Lied, dass alle bisherigen Aktionen alternativlos waren. 

Maßnahmen unter dem Motto der "Bedingungslosen Solidarität" (Foto: Berg

Alternativlos! Der Energie-Boykott gegen Russland ebenso wie die enorme Aufrüstung der Ukraine. Noch vor einem Jahr hatte man gedacht, dass auch die Serie der Lockdowns alternativlos sei, um die Ausbreitung der Coronaviren und die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Dies gilt mittlerweile längst als widerlegt. Schweden hatte keinen einzigen Lockdown und eine deutlich bessere Covid-Bilanz als die meisten Hardliner-Länder.  Erst jetzt – am Beispiel der jüngsten Lockdowns in China – klang sogar in den westlichen Medien durch, wie abgrundtief dumm und menschenverachtend diese Maßnahmen waren.
Dieselben Medien hatten davor Kritik an der Regierungslinie als "Verschwörungstheorie" oder "rechtsextrem" diskreditiert. 

Und niemand hat dazugelernt. Schwarz/Weiß Denken ist der intellektuelle Trend der 20er Jahre. Ein Narrativ wird formuliert und dann von allen Medien verbreitet. Wer außerhalb eines festgelegten Spektrums argumentiert wird gnadenlos ausgegrenzt. Denn es gilt die bedingungslose Solidarität. Zuvor mit der Risikogruppe der Alten und Schwachen - jetzt mit der Ukraine. "Haltung" hat Logik und unabhängige Recherche zu 100 Prozent ersetzt.  Menschen, die dazu aufrufen, endlich ernsthaft mit Russland zu verhandeln, werden als "Handlanger des Kreml" abqualifiziert. Kritik an den milliardenschweren Waffenlieferungen an die Ukraine kommt ausschließlich von "Putinverstehern". Denn die Lage ist schon wieder alternativlos. 

Ja, es wäre gut, die Motive Putins zu verstehen, wenn man an einer Konfliktlösung interessiert ist. Es wäre obendrein gut, zumindest die Geschichte der letzten 30 Jahre nachzulesen. Denn nur dann erfährt man die Vorgeschichte des "verbrecherischen Angriffskriegs gegen die Ukraine". Und dann ergibt sich auch ein anderer Blick auf die Motive der Ukraine und ihrer strategischen Berater.

Trotz alledem war der Angriff auf die Ukraine ein schweres Verbrechen und eine strategische Wahnsinnstat. Wahrscheinlich sind Putin die Erfolge in Syrien gegen die dortigen strategischen Umtriebe der USA in den Kopf gestiegen. Sonst hätte er vielleicht noch einige Jahre lang versucht, mit Selenskyj und seinen Strippenziehern aus heimischer Oligarchie und zugereister CIA zu verhandeln. Und sich noch einige Abfuhren bezüglich der Einhaltung der von allen Parteien unterzeichneten Minsker Friedenspläne geholt.  Stattdessen entschloss sich die russische Führung, den ständigen Provokationen militärisch zu begegnen. Eine ganz schlechte Idee.

Die von den USA initiierte Antwort, Russland dafür mit den strengsten Sanktionen ever zu belegen, wurde von der EU-Elite begeistert aufgenommen. Jedem Sanktionspaket folgte ein noch strengeres. Ebenfalls keine gute Idee. Wir schossen uns mit Begeisterung in beide Knie und sind jetzt vollständig verblüfft, dass die Folgen uns - und nicht Russland - weh tun.
Und auch die USA stehen vergleichsweise fein da, wie etwa der Vergleich des dortigen Gaspreises mit dem zehnmal höheren in der EU zeigt. Nun drohen den deutschen Bürgern wie Wirtschaftsminister Robert Habeck kürzlich ankündigte, "vierstellige Preise" auf der Gasrechnung. Und vielen Unternehmen droht die Insolvenz. Auch wenn das, wie Habeck in einem mittlerweile berühmt gewordenen Interview mit Sandra Maischberger erklärt, vermeidbar wäre, "denn die Firmen könnten ja aufhören zu produzieren."  

Der Absturz der Grünen: "Was interessiert mich, was ich bei der letzten Wahl plakatiert habe?" 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lobte bei ihrem Kiew Besuch vor wenigen Tagen die militärischen Erfolge der Ukraine und versicherte Präsident Selenskyj, dass alle EU-Staaten einen identen Ansatz verfolgen und "die Notwendigkeit einsehen, das Land weiter mit militärischer Ausrüstung zu unterstützen". Selenskyj zeichnete sie daraufhin mit dem Orden von "Jaroslav dem Weisen" aus.

Die europäische Politik-Elite, die uns die aktuelle Situation eingebrockt hat, erscheint ähnlich abgebrüht und ferngesteuert wie der ukrainische Präsident, der derzeit den härtesten - und wohl auch best-bezahlten - Schauspiel-Auftrag seines Lebens durchzieht.
Alles zu Lasten der Menschen - sowohl in der Ukraine als auch in der EU.

Jeder bodenständige Bürgermeister, jede vernunftbegabte Bürgermeisterin, hätte in Abstimmung mit dem örtlichen Gemeinderat wohl eine bessere Politik gemacht, als diese von Lobbys dominierte, vollständig von der Bevölkerung abgehobene Polit-Kaste, die derzeit intensiv daran arbeitet, Europa in den Abgrund zu führen. 


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Freitag, 2. September 2022

Pharma-nahes Impfgremium macht Österreich zum Impf-Europameister

Während die internationalen Behörden im Schnellverfahren neue Covid-Impfstoffe zulassen, steigt die Skepsis bei den nationalen Impfgremien, wie sie damit umgehen sollen: gab es doch in der Geschichte des Impfwesens noch nie Impfstoffe, die schlechter wirksam und gleichzeitig so unsicher waren. Nur zwei Länder hängen weiter unverdrossen am Impftropf fest: Deutschland und Österreich. 

Der eifrige Impf-Promoter Herwig Kollaritsch 


Die Argumente der Gesundheits-Politik in Deutschland und Österreich gleichen sich in ihrer Absurdität immer mehr an. Erst vor einigen Tagen hatte Minister Karl Lauterbach der Bevölkerung erklärt, dass Geimpfte rascher erkranken und früher Symptome entwickeln als Ungeimpfte. Wenn Geimpfte rascher erkranken als Ungeimpfte, so würde man das normalerweise als Beleg dafür nehmen, dass die Impfung unwirksam und unnötig ist. Nicht jedoch Lauterbach. Er sieht diesen Aspekt positiv, weil "die Geimpften bleiben dann zu Hause noch bevor sie wirklich ansteckend sind." Die bösen Ungeimpften hingegen stecken schon rundum alle an, bevor sie überhaupt Symptome zeigen. "Das", so Lauterbach "ist einer der Gründe, warum die Impfungen die Pandemie begrenzen."

Der Mediziner Herwig Kollaritsch, Sprecher des österreichischen "Nationalen Impfgremiums" (NIG) zeigte sich in seiner Art der Argumentation kongenial mit dem deutschen Minister, als er am Mittwoch dieser Woche die neuen Impfempfehlungen bekannt gab. "Bei der Omicron-Variante ist der Impfschutz schwächer, was bedeutet, dass wir letztlich durch eine verstärkte Aufmerksamkeit bezüglich der Impfabstände dem gegensteuern müssen", erklärte Kollaritsch.  

Bisher hat die Impfempfehlung nur für Risikogruppen und für Menschen ab 60 Jahren gegolten. Nun jedoch ist die 4. Covid-Impfung bereits für alle ab 12 Jahren empfohlen. Und auch die Impfabstände werden verkürzt. Vier Monate genügen.

Die aktualisierte Impfempfehlung des NIG sei laut Kollaritsch „der Versuch, ein einfaches, einprägsames und für alle gültiges Impfschema“ zu schaffen. Deshalb solle sofort damit aufgehört werden, eine natürlich durchgemachte Infektion, wie sie auch der Großteil der Geimpften bereits hinter sich hat, mitzuzählen. "Denn das verwirrt nur."

Weil die Impfung schwächer wirkt, sollen also mehr Leute in kürzeren Abständen geimpft werden. Und während 5-jährige nach Ratschlag des NIG zunächst mal ihre Grundimmunisierung mit 3 Dosen absolvieren sollen, können 12-Jährige bereits zum 4. Stich antreten. 

Lauterbach wird nicht schlecht gestaunt haben, als er von den Empfehlungen der Nachbarn hörte. So etwas hätte nicht mal er sich getraut, zumal - angesichts der Harmlosikeit der natürlich durchgemachten Omicron Infektion und des hohen Risikos von schweren Nebenwirkungen - kaum ein Land die Impfung für Kinder und Jugendliche überhaupt noch allgemein empfiehlt. Mit dieser Taktik steht Österreich ebenso allein da, wie kürzlich mit der Einführung der nationalen Impfpflicht. 


50 Spritzen bis zum 18. Geburtstag

Österreichs Impfexperten haben sich auch in der Vor-Covid-Ära bereits dadurch ausgezeichnet, dass sie normalerweise jede Impfung empfehlen, die es gibt. Während Deutschland beispielsweise eine Meningokokken-Impfung empfiehlt, stehen im österreichischen Impfkalender gleich drei. Während die Influenza-Impfung ab 60 Jahren allgemein empfohlen ist, sollen sich österreichische Babys bereits ab 6 Monaten impfen lassen. Wer sich an diese Ratschläge hält kommt bei einem Kind bis zu dessen 18. Geburtstag immerhin auf 50 Spritzen. Damit ist Österreich Impf-Europameister.

Falls sich jemand daran hält. Im Gegensatz zur Impf-Euphorie der NIG-Experten, regiert in der Bevölkerung eine gesunde Skepsis. Während Schweden beispielsweise eine Rekordquote von rund 80 Prozent bei der saisonalen Influenza-Impfung erreicht, kam Österreich in den Vor-Corona-Jahren gerade mal auf 8 Prozent. Und das hatte auch seine Vorteile: Impf-Nebenwirkungen wie Narkolepsie, die 2009/10 im Zuge der Schweinegrippe-Pandemie in Skandinavien tausende Menschen betrafen, kamen in Österreich - so wie auch in Deutschland - gar nicht vor. Und wenn es doch vorgekommen ist, wäre es nicht aufgefallen, weil das Thema Impfstoff-Sicherheit mangels Impfregister und mangels Interesse so gut wie gar nicht existiert. 


Die STIKO: einen Skandal voraus

Dass die österreichischen NIG-Experten die deutschen Kollegen von der STIKO an Impfeifer überflügeln, hat wahrscheinlich damit zu tun, dass Deutschland bereits eine heftige mediale Debatte über die mögliche Bestechlichkeit der STIKO hinter sich hat. Über viele Jahre wurde dieses Gremium nämlich vom Mainzer Professor Heinz-Josef Schmitt geleitet, der keinerlei Probleme hatte, nebenher für die Industrie zu arbeiten. Nahezu jährlich kamen auf sein Betreiben neue Impfungen in den deutschen Kalender: Pneumokokken, Meningokokken, Windpocken und schließlich im Jahr 2007 - als erstes Land der EU - auch noch die HPV-Impfung, die mit einem Preis von 450 EUR pro Grundimmunisierung alle Grenzen sprengte. Schmitt hatte keinerlei Bedenken, vom Hersteller der Impfung noch mal rasch einen "Preis zur Förderung des Impfgedankens" anzunehmen, der mit einer Summe von 10.000 EUR dotiert war. "Das sind doch öffentliche Bestechungen", empörte sich damals Wolfgang Becker-Brüser der Herausgeber des "arznei-telegramm" und auch andere Journalisten übten heftige Kritik. Daraufhin dankte Schmitt als STIKO-Vorsitzender ab, gab auch gleich seinen Professoren-Job in Mainz auf und wechselte ganz zur Industrie, wo er bei Novartis und später bei Pfizer im Vorstand saß. 

Ex-STIKO-Chef Heinz-Josef Schmitt wechselte in den Vorstand von Pfizer

Pharma-nahe Impfexperten

Derartige öffentlichkeitswirksame Vorfälle gab es in Österreich nicht. Und so hat sich im Impfwesen eine Clique von recht pharmanahen Persönlichkeiten etabliert. Dies erkennt man auch an den aktuellen Aktivitäten: 

Am Mittwoch dieser Woche gab Herwig Kollaritsch die neuen Empfehlungen des NIG bekannt, am kommenden Dienstag erklärt er seine "Gedanken zu COVID-19 Impfschemata" in einer Fortbildungsveranstaltung für Ärzte. Im Rahmen dieser "Webinare" treten auch andere Kollegen aus dem Kreis des NIG auf. Karl Zwiauer, der ehemalige Leiter der St. Pöltner Kinderklinik, referiert z.B. zur Pneumokokkenimpfung, die Wiener Virologin Monika Redlberger-Fritz über das RS-Virus, zu dem Pfizer zufällig vergangene Woche eine Impfung zur Zulassung bei den US-Behörden angemeldet hat. 

Auch NIG-Mitglied Karl Zwiauer sieht seine Haupt-Aufgabe in der Impfwerbung 

Seit langem ist es üblich, dass die Fortbildung für Ärzte von der Pharmaindustrie bezahlt wird. So auch hier. Sponsoren der Veranstaltungen sind folgerichtig Impfstoff-Konzerne wie Pfizer, Merck, Janssen - oder, wie bei der Veranstaltung zu den aktuellen Covid-Impfstoffen, die französisch-österreichische Firma Valneva, deren Totimpfstoff gerade von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen worden ist.

Wissenschaftlicher Leiter dieser Fortbildung-Reihe ist Florian Thalhammer, Vorstand der Universitätsklinik für Urologie an der Meduni Wien. Der Urologe ist nebenher auch Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT) und damit erklärt sich wohl auch seine Kompetenz in der Impfthematik. 

Im Rahmen der "Open Alm", dem Höhepunkt der im August abgehaltenen "PRAEVENIRE Gesundheitsgespräche" im Tiroler Alpbach erklärte Thalhammer (laut einem Artikel von apa/vienna.at): "Wer sich nicht gegen Covid-19 impfen lässt, wird auf der Intensivstation enden und über die Pathologie nach Hause gehen. Das muss man, glaube ich, klar aussprechen." 

Wie Thalhammer - speziell in Zeiten von Omicron - zu einer derart absurden Ansicht kommt, die von keinerlei Evidenz gedeckt ist, erklärte er nicht.

Auch hier braucht man sich keine Sorgen machen, dass Thalhammer auf eigene Kosten nach Tirol fahren musste, um seine Weisheiten loszuwerden. Denn das so seriös klingende "PRAEVENIRE Gesundheitsforum" gehört zur "Peri-Gruppe" von Robert Riedl, der mit seinen zahlreichen Firmen und einer Heerschar angeheuerter Lobbyisten seit Jahrzehnten das Pharma-Marketing in Österreich dominiert. 


"Dann kann ich zusperren..."

Wie viele andere hat Herwig Kollaritsch seine Karriere weitgehend auf der Bewerbung von Impfungen aufgebaut. Pharmanähe ist seit langem eine Grund-Bedingung für akademisches Arbeiten. Dies erlebte ich ganz konkret bei der Recherche zu einem Profil Artikel vor mehr als 20 Jahren. 

Damals - kurz nach der Jahrtausendwende - gab es Schwierigkeiten mit dem neuen FSME-Impfstoff "TicoVac" gegen die von Zecken übertragene Infektionskrankheit. Speziell Kinder und erstmals Geimpfte reagierten oftmals mit Fieberkrämpfen und hoher Temperatur. Deutschland sagte im Folgejahr sogar die "Zeckenimpfung" für Kinder ganz ab, "weil wir", so Johannes Löwer, der damalige Präsident des Paul Ehrlich Instituts, "damit die Impffreudigkeit der Bevölkerung gefährden würden."

Österreichs Behörden kannten hier weniger Bedenken und brachten - ohne eigene Zulassungsstudien - eine neue Version der FSME-Impfung auf den Markt, die gleich direkt an den Geimpften erprobt wurde. Herwig Kollaritsch hatte damals eine Studie zu TicoVac fertig gestellt, die vom Hersteller der FSME-Impfung, dem US-Konzern Baxter bezahlt worden war. Die Resultate zeigten, dass die Geimpften ein signifikant erhöhtes Fieber-Risiko hatten. Der Sponsor hatte kein Interesse an einer öffentlichen Diskussion dieser Problematik, und verweigerte die Publikation. Kollaritsch war darüber sehr verärgert und sagte im Gespräch mit mir unter anderem: "Baxter ist ein Monopolist, der macht was er will." 

Als ich ihm die Abschrift des aufgezeichneten Interviews schickte, verlangte Kollaritsch, dass dies gestrichen wird. Ich war nicht erfreut und fragte nach dem Grund - schließlich hatte er das wortwörtlich so gesagt. Daraufhin wurde er ganz aufgeregt und bettelte regelrecht: "Bitte - wenn Baxter seine Förderungen zurückzieht, kann ich mein Institut zusperren."

Nun, dies geschah nicht. Dafür wurde Baxter von Pfizer übernommen und Herwig Kollaritsch empfiehlt nach wie vor Impfstoffe. 


Dieser Artikel erschien in leicht veränderter Form als Kommentar auf tkp.at

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